Gelesen im dritten Quartal 2013

Briefwechsel Ernst Jünger-Carl Schmitt

Zwei Männer aus der Kaiserzeit, die sich mit der Weimarer Republik schwertun. Während der ältere Schmitt zu den Wegbereitern des NS-Regimes zählt und sich als „Kronjurist“ in dessen Dienst stellt, geht Jünger auf Distanz und lehnt Ehrungen ab. Später wird Schmitt kaltgestellt und der Weltkriegsheld Jünger zieht erneut in den Krieg. Nach 1945 führt Jünger sein Leben als Schriftsteller und Käfersammler fort, während Schmitt nicht mehr als Hochschullehrer arbeiten darf. Über alle Zeiten hinweg schreiben sich die beiden eine Menge Briefe. Besprechung

 

Thomas Mann, Lotte in Weimar

Einfach ein schönes Buch, jenseits aller literaturhistorischen Implikationen. Und wenn man über Werther’s Leiden einerseits und den alternden Goethe andererseits Bescheid weiß, steigt der intellektuelle Genuß deutlich.  Besprechung

 

Upton Sinclair, Öl!

Kapitalismus, Kommunismus, Krieg und Korruption. Zwischen diesen Eckpunkten bewegt sich eine flott geschriebene Romanerzählung mit klarer politischer Botschaft.Besprechung

 

Henry James, Überfahrt mit Dame

Eine kleine Erzählung über eine Frau, die zum Opfer der Konventionen wird.  Besprechung

 

Otto von Bismarck, Gedanken und Erinnerung, Bd. 1

Ein Klassiker der selbstgestrickten Legende. Aber natürlich trotzdem oder gerade deswegen hochinteressant. Und vor allem in gutem Stil verfaßt.

 

Harry Graf Kessler in Weimar

Ein reich bebilderter, knapper Text, der seine Leser in die Spätphase der Kaiserzeit und in die Provinz führt. Nach den Vorstellungen des umtriebigen Kessler soll dort ein Kristallisationspunkt der Moderne entstehen, was sich freilich als schwierig erweist. Besprechung

 

Herbert Rosendorfer, Der Meister

158 Seiten sprudelnder Satire, wunderbar geschrieben, kenntnisreich und lustig.  Besprechung

 

Alexander der Große, Herrscher der Welt

Der Katalog der Archäologischen Landesausstellung unter diesem Titel im bayerischen Rosenheim von März bis November 2013. Enthält 21 informative Artikel zu Leben, Umfeld und Bild Alexanders in Kunst und Literatur.

 

Franz Hessel, Spazieren in Berlin

Der ausführliche Untertitel „Ein Lehrbuch der Kunst in Berlin spazieren zu gehen ganz nah dem Zauber der Stadt von dem sie selbst kaum weiß ein Bilderbuch in Worten“ charakterisiert das 1929 erschienene, detailreiche Buch. Hessel, der Paris und Berlin gleichermaßen kannte und schätzte, übersetzte u.a. Werke von Casanova, Balzac und – gemeinsam mit Walter Benjamin – Proust. Er mußte vor den Nazis fliehen und starb 1941 im französischen Exil. Das Buch läßt die Zwischenkriegszeit aus der Perspektive des privilegierten Beobachters, der sich Zeit nimmt, langsam geht, Orte und Menschen gezielt aufsucht und ebenso treffend wie lebendig beschreibt, vor dem Auge des Lesers wieder auferstehen. Besprechung

 

Virginia Woolf, Orlando

Burleske Lebensgeschichte eines Menschen, der als Page von Elisabeth I. den Kopf getätschelt bekommt und später an ihren Busen gedrückt wird. Im 17. Jahrhundert wird Orlando zur Frau, geht unter die Zigeuner, kehrt im 18. Jahrhundert nach London zurück und bleibt dort bis ins Jahr 1928, in dem das Buch endet. Ein Buch über Männer und Frauen, über England und über Literatur. Lesenswert! Besprechung

Aktuell werden (mit mehr oder weniger Unterbrechungen) gelesen:

Francis Fukuyama, The Origins of Political Order, 2011 (Kindle)

Jürgen Osterhammel, Die Verwandlung der Welt. Eine Geschichte des 19. Jahrhunderts, 2011

Christopher Clark, The Sleepwalkers – How Europe went to War in 1914, 2012 (Kindle)

George F. Kennan, Bismarcks Europäisches System in der Auflösung. Die französisch-russische Annäherung 1875-1890, 1979, dt. 1981

John Keegan, Der Amerikanische Bürgerkrieg, 2010

Daron Acemoglu/James A. Robinson, Why Nations Fail – The Origins of Power, Prosperity and Poverty, 2012 (Kindle)

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3 Antworten zu Gelesen im dritten Quartal 2013

  1. 54books schreibt:

    Lotte in Weimar habe ich mal zur Hälfte gelesen, es hat mich aber nicht ganz zu überzeugen gewusst. Der Briefwechsel dagegen klingt sehr interessant und von meinem Freund Rosendorfer muss ich sowieso noch so einiges aufholen. Auf Deine Meinung zu Sleepwalkers bin ich sehr gespannt – kannst Du zwischendrin schonmal raustwittern 😉

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