Der rote Ölprinz

Upton Sinclair: Öl! | Foto: nw2015 #roman #usa

Upton Sinclair: Öl! | Foto: nw2015

Upton Sinclairs Roman Öl! ist 2013 bei Manesse in einer Neuübersetzung erschienen, nachdem das 1926/27 in den USA erschienene Buch zuerst in der Weimarer Republik und dann in den 1980er Jahren in der Bundesrepublik und in der DDR übersetzt worden war.

Worum geht es in Sinclairs Roman »Öl!«?

Gut 700 Seiten pralles Leben.  Dad und sein Sohn Bunny stehen im Zentrum der Geschichte um Öl, Geld, Macht, Korruption und Liebe. Von klein auf ist Bunny dabei, wenn Dad Ölgeschäfte macht. Doch obwohl das kapitalistische Amerika Südkaliforniens sein Weltbild entscheidend prägt, wird Bunny zum Sozialisten. Er lernt schon als Junge den älteren Paul kennen, ist von dessen Gerechtigkeits- und Unabhängigkeitsstreben beeindruckt. Später treffen sie sich wieder, als Dad und Bunny auf der Farm, auf der Paul und seine Familie leben, Öl entdecken und ihnen das Land für einen ordentlichen Preis, aber natürlich weit unter Wert abkaufen. Diese Ölquelle beschleunigt den Aufstieg der Familie Ross; Dad muß mitmischen, um nicht gefressen zu werden. Politik soll der Wirtschaft helfen, dafür hilft die Wirtschaft den Politikern. Öl braucht den Schmierstoff Geld.

Die Arbeiter streiken für bessere Arbeitsbedingungen und Paul, der schon immer viel gelesen hat, hält aufklärerische Reden. Dann bricht der Erste Weltkrieg aus und die Regierung zwingt die Unternehmer, den Streit mit den Arbeitern gütlich beizulegen. Paul und später auch Bunny gehen zur Armee. Paul kommt in den fernen Osten, um die transsibirische Eisenbahn zu schützen, Bunny verbleibt dank Dads Einfluß an der Heimatfront. Als Paul schließlich zurückkehrt, ist er Kommunist. Er hat erlebt, wie die US-Armee den Bolschewismus bekämpft, damit Kreditforderungen der US-Banken eingetrieben werden können.

Bunny interessiert sich an der Universität für Sozialismus und Frauen. Sein Leben wird er zwischen Sozialismus und Kommunismus stehen und sich auch nur schwer für die richtige Frau entscheiden können.

Stil und Einordnung

Das ganze ist mit großem erzählerischen Können geschildert, alle Figuren werden plastisch und erhalten ihr eigenes Gepräge. Humor kommt nicht zu kurz, die Milieuschilderungen der Universitäts- und Geschäftswelt, das Sektierertum der Parteiungen und auch der Erweckungscharakter einer Sekte gelingen allesamt.

Sinclair ist beim Schreiben des Buches noch völlig unkritisch gegenüber dem Geschehen in der Sowjetunion, es gibt nur weißen Terror, alles andere ist Propaganda der von den Ölbossen und Bankmenschen gekauften Presse. Später wird er dies revidieren, ohne freilich dem Kommunismus als solchem abzuschwören.

Fazit: Das Buch liest sich sehr gut. Es ist eine harte Abrechnung mit dem Kapitalismus und manche Kritik trifft nach wie vor zu. Das Weltgeschehen nach 1927 läßt mir das Zögern Bunnys eher klug als lasch (so eine im Buch vorkommende Charakterisierung des Helden) erscheinen.

Ergänzend sollte man vielleicht zu den Werken des Historikers Eric Hobsbawm greifen, der mit „Blütezeit des Kapitals“ und „Das imperiale Zeitalter“ den großen Rahmen liefert.

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5 Antworten zu Der rote Ölprinz

  1. 54books schreibt:

    Das klingt sehr interessant! Kommt noch ein Vergleich der Übersetzungen?

  2. flattersatz schreibt:

    ich habe vor vielen jahren die alte übersetzung gelesen (die natürlich auch noch in meinem bücherregal steht), die mich seinerzeit (als student) sehr beeindruckte. vor ein paar wochen hatte ich mir das buch sogar wieder aus dem „lager“ auf den sub gelegt. mal schauen, vielleicht wird ja was draus. dir jedenfalls dank für die besprechung und die erinnerung!
    lg
    fs

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