Das 19. Jahrhundert wird oft als lang bezeichnet, es habe mit der Französischen Revolution begonnen und sei im Trommelfeuer des Ersten Weltkriegs untergegangen. Die „gute alle Zeit“ sah sich freilich bereits vor der Jahrhundertwende, auf alle Fälle aber seither einem Veränderungsdruck und einer von den Zeitgenossen tiefempfundenen Beschleunigung ausgesetzt. Philipp Blom hat dies in seinem Buch »Der taumelnde Kontinent. Europa 1900-1914« auf eine sehr interessante Weise deutlich gemacht.
Als der Krieg die ungewohnt lange Friedensphase in Europa auf unerwartete Art und Weise völlig unheroisch beendete, brach nicht nur die alte, morsch gewordene Welt zusammen, sondern auch die neue Zeit erhielt gehörige Kratzer im glänzenden Lack der Moderne. Musik, bildende Künste, Literatur spiegeln diese Umbruchphase und die daraus resultierenden Unsicherheiten. Aber auch die Politik reagiert mit einer verhängnisvollen Mischung aus traditioneller Machtstrategie, Demagogie und Irrationalität auf die Ungewißheiten und Widersprüchlichkeiten. Bolschewismus, Revisionismus, Faschismus fordern ihren Tribut.
Die nachstehend aufgeführten Titel stehen in Zusammenhang mit diesem Leseprojekt; besprochene Bücher sind verlinkt, „– Ω“ heißt, daß ich das Buch gelesen, aber nicht besprochen habe, ein Stern bedeutet, daß ich das Buch noch (fertig)lesen muß.
Philipp Blom, Der taumelnde Kontinent. Europa 1900-1914 – Ω
Philipp Blom, Die zerrissenen Jahre 1918-1938 * – Besprechung
Pierre Bost, Bankrott
Heinrich Brüning, Memoiren 1918-1934 *
Michail Bulgakow, Tagebücher und Briefe
Felix Hartlaub, Aus Hitlers Berlin 1934-1938
Ernest Hemingway/F. Scott Fitzgerald, Wir sind verdammt lausige Akrobaten. Eine Freundschaft in Briefen
Franz Hessel, Spazieren in Berlin
Aldous Huxley, Schöne Neue Welt
Ernst Jünger – Carl Schmitt, Briefwechsel
Victor Klemperer, Man möchte immer weinen und lachen in einem. Revolutionstagebuch 1919 * – Besprechung
Helmut Koopmann, Thomas Mann – Heinrich Mann. Die ungleichen Brüder
Elke Lasker-Schüler, Die kreisende Weltfabrik. Berliner Ansichten und Porträts *
Peter Longerich, Goebbels. Biographie – Ω
Margarete MacMillan, Die Friedensmacher. Wie der Versailler Vertrag die Welt veränderte *
Jörg Magenau, Brüder unterm Sternenzelt. Friedrich Georg und Ernst Jünger. Eine Biographie – Ω
Erika Mann, Mein Vater, der Zauberer – Ω
Jan-Werner Müller, Das Demokratische Zeitalter. Die politische Ideengeschichte Europas im 20. Jahrhundert, 2011, dt. 2013 *
Ernst Nolte, Der europäische Bürgerkrieg 1917-1945. Nationalsozialismus und Bolschewismus *
Wolfram Pyta, Hindenburg. Herrschaft zwischen Hohenzollern und Hitler – Ω
Karl Schlögel, Terror und Traum *
James Sheehan, Kontinent der Gewalt
Heimo Schwilk, Ernst Jünger. Ein Jahrhundertleben
Enzo Traverso, Im Bann der Gewalt. Der europäische Bürgerkrieg 1914-1945
Hans Rudolf Vaget, Thomas Mann, der Amerikaner – Ω
Niels Werber/Stefan Kaufmann/Lars Koch (Hrsg.), Erster Weltkrieg. Kulturwissenschaftliches Handbuch *
Eine erste Lesebilanz gibt es hier (16.11.2015).
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