Dieses Buch ist ein Meta-Buch, handelt es doch ein essayistischer Form von anderer Leute Tagebücher, in denen es durchaus um Bücher und ihre Lektüre gehen kann, aber auch um die Verdauung, den Geschlechtsakt, das Verlangen danach, die Mühen des Alltags oder die irrwitzigen Beschränkungen, die rassistische Bürokratenhirne den deutschen Juden auferlegten.
Das Verfassen von Tagebüchern als kontemplativer Akt, als eitle Selbstbespiegelung, als Ringen mit Glaubens- oder Liebeszweifeln, als mühsame Chronistenpflicht, als Therapie – der Gründe gibt es viele. Michael Maar hat ein amüsantes Büchlein vorgelegt, dem man das absolvierte Lesepensum nicht ansieht, es aber stets respektvoll erahnt und beständig angeregt wird, es ihm – wenn auch nur und allenfalls annähernd – gleichzutun.
Die Diaristen bilden eine illustre Runde, viele Autoren darunter, die neben Romangebirgen auch Tagebuchabgründe verfaßten, aber auch Alltagsmenschen vergangener Jahrhunderte, deren Tagebuch ein Zeugnis ist, eine detailreiche Quelle von unschätzbarem dokumentarischen Wert. Rechtfertigungsversuche, Selbsttäuschungen, Klagemauern und befreiendes Aussprechen dessen, was man ansonsten verschweigen muß. Für all das bietet das Buch wunderbare Beispiele.
Faszinierend, wie Menschen in und durch ihre Tagebücher überleben, einer Epoche oder einem Zeitabschnitt ein Gesicht und individuelle Erfahrbarkeit verleihen.
Wie Tilman sehe ich das bei C.H. Beck erschienene Buch als Einladung zum Weiterlesen.
Klingt prima, das kommt auf die Liste! Danke für den Tipp : )
Ich war erst zögerlich, als ich es in der Hand hielt, aber Tilman hat mich dann überzeugt, es richtig anzuschauen.
Ist gekauft und liegt auf dem Stapel : )
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