Als der umtriebige Marc Lippuner (@kulturfritzen, @wabeberlin) mich vor einiger Zeit bat, mich am #Musikbuchmontag zu beteiligen, stand für mich sehr schnell fest, welches Buch ich dort empfehlen möchte: den Kesting.

Jürgen Kesting, Die großen Sänger, beide Auflagen | Foto: nw2017
Jürgen Kesting, Die großen Sänger, 3 Bde., 1986, claassen: Düsseldorf.
Jürgen Kesting, Die großen Sänger, 4 Bde., 2008, Hoffmann und Campe: Hamburg.
Die Kurzfassung, die am 4. September online ging, lautete:
Es handelt sich um ein monumentales Werk, einen Reiseführer in das Gebiet des Operngesangs seit Beginn des 20. Jahrhunderts, soweit sie in Aufnahmen vorliegt. Eine Liebeserklärung an die menschliche Stimme, oft Huldigung, oft scharfe Abrechnung. Das Urteil ist subjektiv, beruht aber auf einem einheitlichen Maßstab. Man liest und will hören – und beim Hören kommt der Wunsch auf, nachzulesen, was der gestrenge, was der schwärmerische Kesting schreibt.
Primär geht es um den Operngesang, Oratorium oder Kunstlied kommen (außer bei Peter Schreier und Dietrich Fischer-Dieskau) nur am Rande vor. Behandelt werden Tonaufzeichnungen – von den frühesten Walzen, über die Schellack- und Langspielplatten bis zur CompactDisk. Einzelaufnahmen, Anthologien, Recitals oder Gesamtaufnahmen, Livemitschnitte oder Studioproduktionen – Kestings Plattensammlung muß riesig sein.
Er orientiert sich an den Schriften klassischer Lehrer des 19. Jahrhunderts, den Berichten prominenter Kenner und Kritiker und destilliert dann Anforderungen an den Belcanto heraus, die er in den frühesten Aufnahmen – die teils von Schülerinnen und Schülern dieser Lehrer stammen – noch wiedererkennen kann. Künstler wie Lilli Lehmann, Lillian Nordica, Fernando de Lucia, Francesco Tamagno, Victor Maurel und Pol Plançon verkörpern diese „alte Schule“.
Enrico Caruso, der mit seinen Aufnahmen das Medium Schallplatte populär machte, wie es umgekehrt ihn populär machte. steht zwischen dieser Tradition, aus der er kommt, und dem Stil des Verismo, der das zwanzigste Jahrhundert lange Zeit prägen sollte.
Kesting schreibt über bekannte, weniger bekannte und vergessene Sängerinnen und Sänger, unterscheidet nach Epochen, Ländern und Stimmgattungen, zieht Entwicklungslinien über die Art, eine bestimmte Partie zu singen, und thematisiert den Einfluß von Komponisten wie Verdi und Wagner oder Dirigenten wie Toscanini oder Karajan.
Mich hat das Buch sofort in seinen Bann gezogen, mir viele Lese- und Hörstunden beschert, auch zur Vergrößerung meiner Plattensammlung beigetragen: Es ist ein Buch für echte Liebhaber, Melomanen, wie Kesting sie nennt.
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