
Cover: Verlagsseite
Jeffrey Eugenides, Die Liebeshandlung, 2011 (dt. 2011), aus dem Englischen von Uli Aumüller und Grete Osterwald, 621 Seiten.
Zunächst das Geständnis, »Middlesex« oder gar die »Selbstmord-Schwestern« nicht gelesen zu haben und dieses Buch im September 2016 bei der Büchergilde eher aus Ratlosigkeit gekauft zu haben. Hoffnung auf einen guten Collegeroman und ein Buch über Literatur kam hinzu, doch dann lag das Buch länger herum.
Im März 2017 habe ich die Lektüre begonnen, aber sie schlug mich nicht wirklich in ihren Bann. Das erste Kapitel, zweihundert endlose Seite über Sex, Alkohol und andere Drogen sowie über einige, mitunter absonderlich anmutende oder zumindest als absurd präsentierte Studieninhalte, zog sich.
Eine Weltreise, zunächst nach Paris, schließt sich an. Vorhersehbares flutscht – um den treffenden Ausdruck von Birgit zu gebrauchen – daher und manchmal auch heraus. Die Coming-of-age-Geschichte wird weiter ausgerollt, Beziehungswandlungen beschrieben und dabei – ein wenig wie bei Karl May – mit Atlas und Reiseführer gearbeitet, wenn wieder ein Schauplatzwechsel ansteht.
Eine sozialpsychologische Schublade nach der anderen wird kurz aufgezogen, hunderterlei Dinge angesprochen, aber erschreckend wenig ordentlich durchkomponiert, weiterentwickelt, zu Ende gebracht. Man liest, wartet, hofft – vergebens. Gelegentlich ein guter Satz, ein paar Dutzend Pointen, einige gute Szenen – nach meinem Dafürhalten hätte eine deutliche Straffung dem Buch gutgetan. Dabei ist der Test auf Seite 99 gar nicht mal so schlecht ausgefallen, auch die Adjektive dort sind für meinen Geschmack stark und keinesfalls überflüssig, der an dieser Stelle eher rotzige Duktus – nichts für Hygienebewußte! – würde mir zwar insgesamt auch kein Lesevergnügen bereiten, markiert aber stilistische Klarheit. An der fehlt es ansonsten, wechselhaft und uneinheitlich, aber auch unaufhaltsam schnurrt die Textproduktionsmaschine dahin.
Also lautet mein Fazit: Kann man lesen, muß man aber wirklich nicht.
Stimme ich sehr zu. Ein Buch, das ich in einem Urlaub dabei hatte und dort zurückließ. Ein Flutschbuch, Strandbuch, Hängemattenbuch, für die kurzweilige und kurzfristige Unterhaltung zwischendurch. Aber das Cover der Büchergilde ist reizend.
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