Fünf Romane aus fünf Jahren

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Meine Top-Five Empfehlung: Fünf Romane, die in den letzten fünf Jahren erschienen sind. Zeitgenössische Literatur, die aus meiner Sicht einen zweiten Blick verdient hat.

Fünf Bücher, fünf Themen und Zeiten, noch mehr Schauplätze und Hauptpersonen. Fünfmal Lesezeit und fünfmaliges Nachklingen – eine Empfehlung: Alle lesen!

2012

Alan Holinghurst, Des Fremden Kind

Im Sommer 1913 werfen wir einen Blick auf das unbeschwerte Landleben der Upper Class, selbstgefällig, kunstinteressiert und voll verklemmter oder verheimlichter Sexualität. Einer der Protagonisten ist ein hoffnungsvoller junger Dichter, der alsbald fällt und dessen Ruhm sich ins Unermeßliche steigert. Nach dem Krieg konserviert die Familie die Erinnerung und beschweigt gleichzeitig den gesamten unschicklichen Bereich, wohingegen breite Kreise der literarisch interessierten Öffentlichkeit Cecil Valances Leben und Werk durchleuchten.

2013

Rabih Alameddine, Eine überflüssige Frau

Aaliya ist eine unerschrockene Frau. Sie lebt seit ihrer frühen Scheidung allein und kinderlos in Beirut, greift notfalls zum Gewehr und lebt selbstbestimmt. Es sind einige der existentiellen Fragen des Lebens, die abgehandelt oder auch nur gestreift werden. Siebenunddreißig Bücher hat sie übersetzt, doch keine Übersetzung ist je erschienen. Ein beeindruckendes Lebenswerk, von dem niemand weiß, etwas messie-mäßig – aber penibel abgestaubt – in der Wohnung untergebracht.

2014

Michael Kleeberg, Vaterjahre

Karlmann Renn muß plötzlich über sein Leben nachdenken, was dem Erzähler Anlaß gibt für einen Rückblick auf die Kindheit, auf Besuche auf dem Land, auf Sitten und Strukturen der 60er und 70er Jahre, auf Männer, Frauen und Familienbeziehungen. Der Roman handelt vom Älterwerden und den damit verbundenen Veränderungen, von Reifungsprozessen und Sackgassen, abgeschnittenen Pfaden.

2015

Lea Singer, Anatomie der Wolken

Der alternde Goethe ist gefangen im Denkmal seiner selbst, innovative Texte wie »Die Wahlverwandtschaften« stoßen auf Unverständnis, die »Farbenlehre« wird als Dilettieren abgetan. Sein dichterisches Vermögen stumpft vermeintlich ab, kann sich an regelmäßig bestellten und pünktlich gelieferten Huldigungsversen nicht länger entzünden. Der Gesichtskreis wird enger und ist mit den immergleichen Personen bevölkert. Belebung verschaffen da nur junge Frauen und – da das Reisen inzwischen als zu unbequem empfunden wird – ein neues Werk.

2016

Felix Kucher, Malcontenta

Es geht um die Wiederentdeckung eines Malers, des „größten Maler[s] nach Michelangelo“ und seiner spannenden Memoiren, um einen Juden, der 1939 zum zweiten Mal vor dem Krieg und erstmals vor dem Antisemitismus aus Europa nach Brasilien flieht, und um zwei junge Afrikaner, die es an den Ort verschlägt, an dem sich diese Vergangenheiten abgespielt haben. Geschickt verknüpft Kucher die Fäden der Erzählungen zu einer spannenden, lehrreichen und stellenweise auch berührenden Geschichte. Dabei gelingen ihm drei unterschiedliche stilistische Textteile, die durch Kontrast und Verknüpfung den besonderen Charakter des Buches ausmachen.

 

 

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