Heute ist Samstag, der 1. September 2014. Ich bin um 5:15 Uhr aufgestanden und habe nach dem Frühstück diesen teilweise vorbereiteten Blogeintrag vorläufig abgeschlossen. Er ist Teil einer Reihe, die ich „Monatserster“ betitelt habe.
Das Wochenende war recht entspannt, ein Kaffeegespräch nach dem Wochenmarkt, Sport, Lesen, Musikhören, Telefonate, Johannisbeergelee kochen. Der August verabschiedete sich mit Aprilwetter. Jetzt beginnt ein neuer Monat. Im Kalender stehen schon viele Termine, aber was die einzelnen Tage bringen werden, ist noch offen. Gute und schlechte Überraschungen sind wahrscheinlich. Der Monatserste mag eine Richtung vorgeben oder nur einen Ausgangspunkt markieren.
Das Literarische Geburtstagsbuch aus dem Radius-Verlag erinnert unter dem 1. September an die Geburtstage von:
- Johann Pachelbel (1635)
- Blaise Cendrars (1887)
- Friedrich Georg Jünger (1898)
- Annemarie Selinko (1914)
- Allen Jones (1937)
- Per Kirkeby (1938)
- António Lobo Antunes (1942)
An einem 1. September sind gestorben:
- Frans Hals (1666)
- Ludwig Christoph Heinrich Hölty (1776)
- August Stramm (1915)
- Wols (1951)
- Eero Saarinen (1961)
- François Mauriac (1970)
Von Hölty wird der Vers zitiert:
Ein Leben wie im Paradies
Gewährt uns Vater Rhein;
Ich geb es zu, ein Kuß ist süß,
Doch süßer ist der Wein.
Seit dem Jahr 1939 ist der 1. September freilich der Tag, an dem der Zweite Weltkrieg begann. Da die den Kriegsausbruch begleitende Propagandalüge – „Seit 5.45 Uhr wird jetzt zurückgeschossen! “ – als Tonaufzeichnung vorliegt, ist sie sehr präsent und war auch als Redewendung, die man heute freilich besser nicht mehr gebraucht, in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen.
Bei 5:30 beginnt die entsprechende Stelle.
Im Jahr 2014, 75 Jahre später, genießt der 1. September 1939 mehr Aufmerksamkeit als sonst.
Aktuell schaut die mediale Öffentlichkeit aber noch hektisch auf die gestrigen Landtagswahlen in Sachsen und „ist um die Einordnung des Ergebnisses bemüht“. Im Laufe des Tages berät der Deutsche Bundestag die Entscheidung der Bundesregierung, panzerbrechende Waffen, Gewehre und Fahrzeuge an Kurden im Irak zu liefern, die dort gegen die Truppen des Islamischen Staates, IS, sogenannte Terrormilizen, kämpfen. Der Vorsitzende der CDU/CSU-FRaktion im Bundestag sprach sich gleichzeitig dafür aus, deutlich mehr Flüchtlinge aus Syrien aufzunehmen. Erst kürzlich hatte das UN-Hochkommissariat Deutschland –anders als üblich – für seine Flüchtlingspolitik gelobt.
Die Ukraine hat keine Zukunft, sagte Rußlands Präsident unlängst. Doch die diplomatischen Bemühungen werden fortgesetzt, um zunächst einmal zu deeskalieren. Von echtem Frieden spricht ja kaum noch jemand.
Abends einen kurzen und definitiv herbstlich feuchten Spaziergang durch den Botanischen Garten gemacht, bei dem mich die über 100-jährige Parkanlage erneut begeistert hat.
Gestern war der 1. September 2015.
Fortsetzungseintrag in der Reihe Monatserster. Nach einem sehr heißen Sommer bleiben auch die ersten Herbsttage sonnig und warm.
Von der Ukraine hört man nur noch gelegentlich. Selbst die Griechenlandkrise, die zeitweise unser täglicher Begleiter war, ist in Vergessenheit geraten. Geht in dem einen Land der Krieg weiter, so wird in dem anderen jeden Tag Geld verbrannt. Auch in Syrien, im Irak und der Türkei tobt weiterhin ein Krieg. Der ist immerhin insofern Thema, als sich immer wieder Menschen aus dem Westen, auch aus Deutschland,aufmachen, dorthin in den Dschihad zu ziehen. Und außerdem, weil die Kriegsflüchtlinge – von denen auch vor einem Jahr schon die Rede war – nun in noch größerer Zahl nach Europa kommen. Die Regierung rechnet mit mindestens 800.000 in diesem Jahr.
Fremdenfeindlichkeit, Haß und Gewalt haben in den vergangenen Wochen und Monaten Schlagzeilen gemacht. Immer wieder brannten Unterkünfte, schlug den Menschen Haß und Ablehnung entgegen. Im sächsischen Heidenau lieferte sich eine Volksmenge zwei Nächte lang Straßenschlachten mit der Polizei.
Diese Tage der Schande werden derzeit überstrahlt von einer Welle der Hilfsbereitschaft, die andere Bürger den Ankommenden entgegenbringen.
Doch die deutsche Gesellschaft bleibt gespalten, und viel spricht dafür, daß sich hier die Folgen einer sozialen Spaltung zeigen.
Ein prominenter Todestag findet in diesem Jahr als großes Jubiläum übrigens Erwähnung, es ist derjenige des Sonnenkönigs Ludwigs XIV., der am 1. September 1715 starb. Für Musikfreunde: Seiji Ozawa feierte seinen 80. Geburtstag.
Vor 75 Jahren besuchten unsere Großväter Polen, und ich war immer noch nicht dort.
„Guten Tag, Herr Strauß, waren Sie schon einmal in der Sowjetunion?“
„Ja, aber damals bin ich nur bis Stalingrad gekommen, Herr Breschnew!“
Danach – Schrecksekunde von Straußens Begleitern inklusive – sollen die beiden sich sehr gut verstanden haben.