Die „Queen of Crime“ hat nicht nur Miss Marple geschaffen, die lebenskluge alte Dame aus St. Mary Mead, für die Besuche in London zur kleinen Expedition geraten, sondern auch Hercule Poirot, den weltläufigen Belgier, der im Verlaufe des Ersten Weltkriegs nach England flieht. Auch wenn er seiner Seekrankheit wegen, wie man weiß, die Kanalüberquerung fürchtet, unternimmt er doch weitere Reisen. So untersucht er den »Mord im Orient-Expreß« und ist mit dem »Tod auf dem Nil« konfrontiert.
Da ist er schon, der Orient. Aber die Autorin war tatsächlich selbst dort. Nun kennen ihre Leser den Typ der (allein)reisenden Britin, die mit praktischer Kleidung das Empire erkundet und den örtlichen Unbilden trotzt. Agathe Christie war als Ehefrau dort, denn ihr zweiter Mann, Max Mallowan, war ein Archäologe und sie begleitete ihn zu Ausgrabungen.
Zwischen 1999 und 2002 reiste eine Ausstellung von Essen über Wien, Basel und Berlin nach London, die im Prinzip die beiderseitigen Erträge der fast 50-jährigen Ehe würdigt: Ausgrabungen in Ur, Ninive, Arpachiyah, Chagar Bazar, Tell Brak und Nimrud auf der einen Seite und rund sechzig Texte auf der anderen. Die originalen Umschlagbilder (s.o.) sind meist wesentlich ansprechender als die der deutschen Übersetzungen.
Der Besuch der Ausstellung in Berlin am 17. Juni 2001 kostete ausweislich der Eintrittskarte 10.- DM, das knapp 500 Seiten starke, reich bebilderte Begleitbuch sicher mehr. Es enthält Biographien der beiden Eheleute, Berichte über die Ausgrabungen und über das „Leben auf der Grabung“ sowie über die Umstände des Reisens in der Zwischenkriegszeit. Fünf weitere Beiträge sind der Verarbeitung des Orients in den Kriminalromanen der Autorin gewidmet, ein weiterer den Verfilmungen der Romane und den Filmen, die Christie selbst im Orient drehte.
Wunderbare Fotos von den Dreharbeiten zu »Mord im Orient-Expreß« und »Tod auf dem Nil« sind übrigens von keinem Geringeren als von Lord Snowdon aufgenommen. Insgesamt ist das Buch gleichermaßen lehrreich wie unterhaltsam.
Dein Beitrag erinnert mich daran, dass ich vor vielen Jahren auch ihre Autobiografie sehr gern gelesen habe; sie bot einen schön geschriebenen Einblick in eine Welt, die es so nicht mehr gibt. Ein schönes Wochenende, Anna
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