Also zunächst mal: Eine sehr lobenswerte Initiative der beiden Buchguerilleros Tobias Witte (@thw85) und Tilman Winterling (@fiftyfourbooks), vorgestellt auf ihrem gemeinsamen Blog.
Mich hat das sofort an eine meiner prägendsten Erfahrungen als Student erinnert, an die Vorlesungen und Vortragsveranstaltungen von Peter Schneider. Er war ein Professor wie aus dem Bilderbuch: Weißgraue Mähne, großformatige Hornbrille, beiger Regenmantel, ausgebeulte braune Ledertasche – so kam er jede Woche in den Hörsaal. Aus der ausgebeulten Tasche holte er jedesmal zehn bis zwanzig Bücher, dabei fing er sogleich an zu reden, es sprudelte aus ihm heraus. In der Sprachmelodie seiner deutschschweizerischen Heimat stürzte er sich in die Texte, mittenhinein, schlug die Bücher – so schien es mir immer – an irgendeiner Stelle auf, las etwas vor und behandelte dann den Stoff. Das konnte die Grundlagenveranstaltung „Allgemeine Staatslehre“ sein oder die gut besuchte – natürlich völlig prüfungsirrelevante – Vorlesung „Literatur und Recht“.
Ich habe als Student selten so viel begriffen, mich nie so sehr für die Buchwissenschaft Jura interessiert wie in jenen Monaten. Unvergessen die großartigen, aus den Vorlesungen entwickelten Vorträge über Reineke Fuchs und – selbstverständlich für einen Schweizer – Wilhelm Tell.
Wenn ich mich also im Rahmen dieses Projekts mit Shakespeare oder/und Lessing beschäftige, werde ich mich oft an einen echten und sehr sympathischen Gelehrten (mit einer interessanten Biographie, siehe den verlinkten Wikipedia-Eintrag) erinnern.
Genau solche Geschichten wollten wir hören und genau deswegen freuen wir uns so auf dieses Projekt. Toll, dass Du mitmachst!
Ich hoffe ja nur, daß ich genug Zeit zum Lesen finde…
Zwischen den Jahren – da will man doch immer alles erledigen, was vorher liegen blieb.
Auweh, plötzlich beschleicht mich das Gefühl, mit meiner geplanten Antigone-Besprechung der einzige Nicht-Jurist im Club zu sein. Was muss ich über antike Rechtsprechung wissen, um nicht völlig abzustinken gegen euch Profis?
Keine Sorge, die meisten Juristen wissen absolut nichts von der Antike.
So, wie ich die Initiatoren verstanden habe, geht es in erster Linie um die Freude an der Literatur. Also keine Bange!
Ich lese „Bleak House“ von Charles Dickens: http://mosereien.wordpress.com/2013/12/28/lawandlit-auswahl/