Der Text erschien 2009 als Teil einer Sammlung von Erzählungen, wurde dann von Paul Berg aus dem Schwedischen ins Deutsche übersetzt, kam als eigenständige Veröffentlichung 2016 bei Luchterhand heraus und erschien 2017 bei der Büchergilde in „Die kleine Reihe“. In dieser Form liegt das schlanke Buch vor mir, nachdem ich es rasch und durchaus mit angehaltenem Atem durchgelesen habe.

Jonas Karlsson, Das Zimmer | Foto: nw2018
Fünfundsechzig Episoden addieren sich zu gut 150 Seiten. Erzählt wird die Geschichte aus der Perspektive von Björn, dessen Namen wir erst ziemlich spät erfahren. Für ihn sind die Anderen in ihrer offenbaren Unzulänglichkeit das Problem, doch für sie ist es umgekehrt. Seine Arbeitskollegen finden sein Verhalten absonderlich: Für sie steht er wie in Trance vor einer Wand, während er in dieser Zeit Kraft in einem verborgenen Zimmer schöpft.
Die sinnlos anmutende Behördentätigkeit hat einen kafkaesken Anstrich, das Zwischenmenschliche des Büroalltags ähnelt entsprechenden Fernsehformaten. Ist Björn verrückt? Der Psychiater hält ihn für einen Simulanten, er selbst sich für kerngesund.
Und dann geschieht eine Wendung, wie im Märchen, bevor das Geschehen erneut die Richtung wechselt. Welche Sicht ist zutreffend, was tatsächlich geschehen?
In präziser Sprache schreibt Karlsson über das Außersichsein und das Beisichsein. Die knappe Form fokussiert die Handlung wie das Phänomen, das gleichwohl in der Schwebe gehalten wird. Ein lesenswertes Buch.
Das Cover der Büchergilde ist jedenfalls sehr viel schöner als das des Verlags. Ich fand das Buch auch herrlich ver-rückt!
Eine besondere Lektüre, das stimmt. Und das Büchergildecover gefällt mir auch sehr gut.
Marina hat Recht: das Büchergilde-Cover ist wirklich viel schöner als das Cover der Luchterhand-Ausgabe, wobei der dort abgebildete Schlips, der aus einem Seil besteht, ja auch sehr sinn-trächtig ist. – Der Roman ist wirklich sehr lesenswert, weil er gut mit den Perspektiven spielt und der Frage, wessen Sichtweise die richtige ist. Kafkaesk ist die Geschichte auch und mir gefällt sie natürlich auch deshalb schon besonders gut, weil sie im trüben Einerlei eines bürokratischen Apparates spielt, dessen formale Arbeitsweise hier auch noch auf die Spitze getrieben wird. Dass das Auswirkungen haben muss auf die Psyche der Angestellten, ist kein Wunder. Nach deiner Besprechung muss ich den Roman noch einmal lesen – und vielleicht entsteht dann auch noch eine Besprechung auf meinem Blog, die damals irgendwie nicht zustande kam.
Viele Grüße, Claudia
Ich hatte seinerzeit gar nichts von dem Buch mitbekommen und mußte es bei der Büchergildebuchhandlung länger suchen, aber es hat sich gelohnt!
Fand ich auch super, dieses Buch! Lieben Gruss aus Zürich. Adrian
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