
Thomas Mann Jahrbuch 2017 | Foto: nw2018
Das zum dreißigsten Mal erscheinende Thomas Mann Jahrbuch (sic ohne Bindestriche) dokumentiert die Jahrestagung der Deutschen Thomas Mann-Gesellschaft 2016 in Lübeck „On Myself – Autobiografisches Schreiben bei Thomas Mann“ und die Jahrestagung 2016 der Thomas Mann Gesellschaft Zürich „Thomas Manns Zürcher Jahre von 1933 bis 1938“ sowie die Laudatio auf Jenny Erpenbeck zur Verleihung des Thomas-Mann-Preises der Hansestadt Lübeck und der Bayerischen Akademie der Schönen Künste 2016 und deren Dankesrede. Ferner enthält das Jahrbuch einen Bericht über neue Archivfunde zu den Buddenbrooks, die übliche Auswahlbibliographie und Mitteilungen aus den Gesellschaften.
Luca Crescenzis Aufsatz »Masken. Zu den Strategien der Selbstbiografik im Doktor Faustus und in der Entstehung des Doktor Faustus« habe ich leider erst nach Abschluß des Wagner-Buches von Vaget gelesen. Denn hier geht es um den Abschied vom Ästhetizismus und die Hinwendung zur Moral, die ja dort auch von zentraler Bedeutung ist.
Lesenswert und interessant ist auch die Analyse von Simone Costagli »Französische Zustände. Das Tagebuch als Form der ideologischen Standortbestimmung in Pariser Rechenschaft«. Costagli behandelt die Komposition des Textes aus den Tagebüchern, seine Anreicherung mit Lektüren und Gesprächen, vor allem mit Heinrich. Mit der Vortragsreise im Januar 1926 hatte TM sich in Frankreich nach seiner politischen Neuorientierung als verständigungsbereit und aufgeschlossen präsentieren wollen. Der nach der Rückkehr entstandene Text vertieft diese Position und sichert sie argumentativ ab.
Die anderen Beiträge lohnen natürlich auch. Die Herausforderung besteht wie immer bei Sammelbänden darin, die Schätze dann zu heben, wenn man sie wieder braucht.
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