Pfingstmontag 2016, der letzte Tag, an dem im Alten Museum die Ausstellung „Kampf um Troja“ gezeigt wird. Ohne Brad Pitt, Eric Bana und Orlando Bloom – aber mit den Münchener Ägineten, die mit den Ergänzungen Thorvaldsens als Kunstmarmorabgüsse gezeigt werden. Üblicherweise zeigt das Alte Museum kolorierte Abbildungen der beiden Giebeldreiecke und allerlei Kleinteile, aber im Rahmen dieser Ausstellung stehen die Kämpfer in zwei Reihen auf länglichen Podesten, um die man herumgehen kann. Ort des Geschehens, ja so kann man es angesichts der wie eingefroren wirkenden Kampfszenen durchaus nennen, ist die Rotunde. Die kleinen Kämpfer kontrastieren auf interessante Weise mit den zumeist überlebensgroßen Statuen, die in den Nischen der Säulengalerie stehen.
In den 1960er Jahren wurden die Ergänzungen wieder entfernt; seither zeigt die Münchner Glyptothek wieder die originalen Reste. Die Abgüsse wurden im Jahr 2011 anläßlich der Entdeckung der Skulpturen im Jahre 1811 erstmals präsentiert.
So spektakulär das gleichsam zum Leben erweckte Kampfgeschehen aus den Tempelgiebeln auch ist, so wird es doch eingebettet in die umfassende Darbietung der griechischen Kunst aus dem ersten Jahrtausend vor Christus. Diese macht auf mich stets einen unmittelbaren Eindruck, auch wenn die besondere Bedeutung vieler Objekte – sei sie kultischer oder allgemein historischer Art – mir nicht sofort (oder auch gar nicht) bekannt ist. Hier besteht ein eigenartiges (und sicher oftmals unbegründetes) Nähegefühl. Ist es die ikonographische Bekanntheit oder das oft bis heute gültige Schönheitsideal?
Geboten wird ein guter Einblick in die repräsentative Sepulkralkultur der Griechen, drei gut erhaltene Grablöwen wirken beeindruckend.
Aber auch die zahlreichen Alltagsgegenstände sprechen mich durch die reichhaltige Bebilderung und Ornamentik immer wieder an.
Die Museums-, Erwerbungs- und Sammlungsgeschichte werden übrigens anhand eines Zeitstrahls gut veranschaulicht. 1823 erging die Kabinettsorder zur Errichtung eines Museums am Lustgarten, 1830 wurde das Haus eröffnet.
Durch die im Obergeschoß gezeigten Bestände etruskischer und römischer Kunst gehe ich heute etwas rascher. Doch mir fällt die interessante Ornamentik der Etrusker ebenso auf wie ihre allmähliche Übernahme des griechischen Geschmacks. Bei den römischen Büsten beeindruckt mit immer wieder die Gleichzeitigkeit von Idealisierung und Realismus.
Den zweiten Teil meines pfingstlichen Museumsprogramms absolviere ich in der Alten Nationalgalerie, wo noch bis zum 22. Mai etwas besonderes gezeigt wird: Die Restaurierungsbedürftigkeit zweier bekannter Bilder und die daraus resultierenden einzelnen Arbeitsschritte, die zum jetzigen, frischen Zustand geführt haben. Wirklich hochinteressant! und wunderbar passend zu meiner kürzlichen Lektüre »Anatomie der Wolken«
Es gibt Reproduktionen des Zustandes vor der Restaurierung, Röntgenaufnahmen, Arbeitsschrittdokumentationen mit Erläuterungen – und am Ende zwei Bilder, die so aussehen, als habe CDF den Pinsel gerade erst beiseitegelegt.

Foto: nw2016
Eine weitere kleinere Ausstellung widmet sich dem Werk und Wirken von August Kopisch, der als begeisterter Italienreisender die Blaue Grotte von Capri entdeckte und dann zusammen mit dem Golf von Neapel – in besonders strahlenden Farben, gleichsam vorweggenommenen Instagramfiltern – verewigte, aber, so versucht die Ausstellung zu zeigen, nicht darauf reduziert werden sollte. So übersetzte er beispielsweise Dantes »Göttliche Komödie«, war Dichter und Erfinder.
Wenn man im Haus ist, muß man natürlich eine Blick auf die Römer um Anselm Feuerbach, die französischen Impressionisten, über die Tschudi einst mit dem Kaiser in Konflikt geriet, und Max Liebermann werfen. Alles Balsam für die Seele!
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