Ich habe diese kleine Reihe über den großen Barden (ein Fünfer ins Phrasenschwein!) mit Hofmannsthal aufgemacht, der sich auf Goethe bezog. Nun also Goethe, wobei ich mich auf den Kommentar der Münchner Ausgabe stütze:
„Außer Shakespeare und Spinoza wüßt ich nicht, daß irgend ein Abgeschiedener eine solche Wirkung auf mich getan,“ sagte Goethe am 7. November 1816 über Linnée zu Eckermann. Am Beginn steht die Rede „Zum Schäkepears Tag“ (sic!) des Jahres 1771. Dann thematisiert Goethe in den „Lehrjahren“ Wilhelm Meisters Begegnung mit dem Hamlet und geht im dritten Teil von „Dichtung und Wahrheit“ darauf ein, wie er selbst mit dem Engländer „bekannt geworden“. Er faßt sich dabei jedoch recht kurz und verweist auf den Anfang 1813 parallel entstehenden Aufsatz „Shakespeare und kein Ende“. Das Tagebuch dokumentiert für den 9. Januar 1813:
„Blieb lange im Bette. Überdachte die Einwirkung Shakespeares auf die deutsche Literatur, und anderes.“
Nach dem Tode Wielands am 20. Januar 1813 arbeitete Goethe an der Trauerrede „Zu brüderlichem Andenken Wielands“ und geht dabei auf dessen Shakespeare-Übersetzungen ein. Nach intensiver Lektüre zwischen dem 25. Februar und dem 2. März – Coriolan, Julius Cäsar, Titus Andronicus und Timon von Athen – folgen mehrere Tage mit Vorarbeiten, Nachdenken und Schematisieren über Shakespeare. Ende März wird der Text überarbeitet und fertiggestellt.
„Es ist über Shakespear schon so viel gesagt, daß es scheinen möchte, als wäre nichts mehr zu sagen übrig, und doch ist dies die Eigenschaft des Geistes, daß er den Geist ewig anregt. Diesmal will ich Shakespear von mehr als einer Seite betrachten, und zwar erstlich als Dichter überhaupt, sodann verglichen mit den Alten und den Neusten, und zuletzt als eigentlichen Theater-Dichter. Ich werde zu entwickeln suchen, was die Nachahmung seiner Art auf uns gewirkt, und was sie überhaupt wirken kann. Ich werde meine Beistimmung zu dem, was schon gesagt ist, dadurch geben, daß ich es allenfalls wiederhole, meine Abstimmung aber kurz und positiv ausdrücken, ohne mich in Streit und Widerspruch zu verwickeln. Hier sei also von jenem ersten Punkt zuvörderst die Rede.“
Goethe preist Shakespeare als wortmächtig, vorgelesen entfalte er die größte Wirkung.
„Das Auge mag wohl der klarste Sinn genannt werden, durch den die leichteste Überlieferung möglich ist. Aber der innere Sinn ist noch klärer, und zu ihm gelangt die höchste und schnellste Überlieferung durchs Wort: […]“
Goethe bringt dann die Wortpaare Sollen und Wollen, Sollen und Vollbringen, Wollen und Vollbringen und untersucht anhand des daraus resultierenden Spannungsfeldes das Verhältnis Shakespeares zu älteren und jüngeren Dichtern. Shakespeares Einsatz von Wollen und Sollen als Kategorien verweise auf die „Entdeckung der Individualität“ und zeige die Modernität des Dichters.
Ich((be))– lese mich viel in SHAKESPEARE….schöne OSTERN…HERZlichst ANDREA:))