Edmund de Waal, Die weiße Straße. Auf den Spuren einer Leidenschaft, 2015 (aus dem Englischen von Brigitte Hilzensauer, 2016), Lizenzausgabe der Büchergilde Gutenberg 2017, 463 Seiten.

Edmund de Waal, Die weiße Straße | Foto: nw2018

Foto: nw2014
Ich gestehe, daß ich »Der Hase mit den Bernsteinaugen« nicht gelesen habe. Auch dieses Buch landete nur qua Abnahmeverpflichtung der Büchergilde in meinem Regal, weil ich es reisebedingt versäumt hatte, rechtzeitig selbst etwas auszusuchen.
„Beste“ Voraussetzungen also, und dann auch noch ein Buch über Porzellan. Gut, ich weiß einen gedeckten Tisch zu schätzen, Leinen, Kristall, Porzellan und Silber sind zur Hand und werden auch im Alltag benutzt.
Aber gleich deutlich über vierhundert Seiten?
*seufz!*
Doch das Buch ist ansprechend gestaltet – der Schutzumschlag in Craquelé-Optik – und liegt guten der Hand. Edel der weiße Leineneinband, hübsch die blauen Vorsatzblätter und das gleichfarbige Lesebändchen sowie das Kapitalband in Blau-Weiß.

Edmund de Waal, Die weiße Straße | Foto: nw2018
Der Autor arbeitet mit Ton und Porzellan und berichtet in diesem Buch über eine Reise zu Porzellanorten in China, Deutschland und Großbritannien. Dabei verbindet er aktuelles Erleben mit dem Nachempfinden von Fachlektüre und der Rückschau auf eigene Entwicklungen. Es ist ein Tagebuch, in dem der Autor sich und den besuchten Gesellschaften, ihrer Geschichte und Gegenwart den Puls fühlt. Der Erwerb und Verlust von Fähigkeiten, Bedürfnisse und Kapazitäten – alles findet sich, mal eher fragmentarisch präsentiert, mal länger dargestellt. Immer ist das Staunen des Autors spürbar, oft auch Ehrfurcht.
Die Informationen haben etwas Bruchstückhaftes, Unsystematisches; sie werden sozusagen im Kopf des Autors nach oben gewirbelt, und dann nur nebenher und unvollständig im Text fixiert. Dazwischen – oft sehr – persönliche Rückblicke, teils mit Geständnischarakter.
Vom fernen China geht es dann nach Versailles und Dresden. Interessant ist die Darstellung, wie am Hof Ludwigs XIV. Wissen über China wichtig wird.
Aber: Das Buch packt mich nicht. Ich empfinde es als zu detailreich, auch überfrachtet mit Exkursen, die Sachbuchcharakter haben und dem Tagebuchcharakter nach meinem Dafürhalten entgegenstehen.
Also breche ich nach S. 172 ab. Daher gibt es auch kein Fazit, nur das Festhalten des Abbruchs.
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