Wieder eine interessante und fordernde Blogparade von Tanja Praske, bei der ich gerne mitmache. Was soll man, was kann ich auf die Frage antworten?
Was ist Kultur für Dich?
Ich war zum Beispiel schon ewig nicht mehr im Kino, noch nie auf der Documenta oder einem Rockkonzert, habe nie bewußt einen Song von den Rolling Stones oder von Michael Jackson gehört. Immerhin kann ich Madonna und Lady Gaga auf Fotos auseinanderhalten, spielte mir man etwas von den Damen vor, könnte ich es nicht zuordnen. Legendäre Fernsehserien der letzten Jahre wie Mad Men, aber auch schon Die Sopranos oder Six Feet Under kenne ich nur vom Hörensagen. Monumentalepen wie Starwars, Herr der Ringe, Harry Potter: Terra incognita.
Und was ist denn dann Kultur für Dich?
In meinem Schrank stehen zahlreiche Operneinspielungen, ich gehe seit Jahrzehnten in die Oper – seltener ins Sprechtheater und ins Ballett – und in klassische Konzerte sowie in Museen und Ausstellungen. Außerdem lese ich gerne, aber natürlich auch nur einen kleinen Ausschnitt dessen, was in den Regalen der nächstgelegenen Bibliothek steht oder jährlich neu auf den Markt kommt.
Das spricht wohl für einen altbackenen, ja eingeschränkten Kulturbegriff. Wie gut, daß ich auf die Frage „Was ist Kultur für Dich?“ nicht mit „Alles!“ oder anderweitig übertrieben geantwortet habe.
Trotzdem ist mir Kultur wichtig, ein großer Teil meiner Freizeit ist mit Kultur im oben beschriebenen Sinne gefüllt. Ich habe diesen Blog aufgemacht, um mich auf diesem Weg zu „meinen“ Kulturthemen auszutauschen, verwende also noch einmal Zeit dafür. Ich bin der Meinung, daß Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit gegeben werden muß, mehr als den jeweils gerade relevanten Mainstream-Pop oder schlichte historische Romanreihen kennenzulernen. Kultur sollte nicht ausschließlich als Kommerz wahrgenommen werden.
Dazu gehört auch, daß man lernt, anspruchsvolle Texte zu lesen, komplexe Musik bewußt zu hören, ja, auch Notenlesen, Basiswissen über bildende Kunst, Stilrichtungen, ikonographisches Wissen. Wem das fehlt, der wird es ein Leben lang schwerer haben, Zugang zu finden. Also: Kunst- und Musikunterricht in der Schule!
Mein Großvater mütterlicherseits fiel im Zweiten Weltkrieg als ganz junger Mann. Von ihm wird erzählt, er habe in der kleinen Wohnung abends vor dem Volksempfänger gesessen, Kopf und Gerät mit einer Decke umhüllt, um seine Frau und die kleine Tochter nicht zu stören, und Sinfoniekonzerte gehört. Manchmal habe ich dieses Bild vor Augen, wenn im Konzertsaal der letzte Ton verklingt.
Pingback: Blogparade: "Kultur ist für mich ..." - Aufruf #KultDef
Lieber Norman,
wunderbar, dass du bei einer Blogparade, jetzt #KultDef, von mir erneut mitmachst! Ja, das Thema war ein großes Experiment von mir, da mir schon klar war, dass es anspruchsvoll und fordernd ist. Umso mehr freuen mich die herrlichen Beiträge, ob Shortcuts oder ausführlich, die individuelle Sicht auf Kultur und die persönliche Bedeutung von Kultur jedes einzelnen Beitrags begeistert mich. 16 Beiträge sind schon eingegangen und jeder ist anders … ja … da kommt wohl noch einiges bis zum 30.6.15 zusammen!
Sympathisch finde ich bei dir, dass du auf „Kultur ist für mich …“ nicht mit „alles“, sondern mit „erst recht für mich“ antwortest #Ilike. Ich muss gestehen, für mich ist die Oper noch ein unbeschriebenes Blatt, obwohl ich fleißig das Beethovenfest oder die Bayerische Staatsoper im Netz verfolge. Ich muss Johannes unbedingt mal anhauen, dass ich doch den Weg hineinfinde.
Nochmals – merci!
herzlich,
Tanja
Pingback: Kultur ist . . . das ganze pralle Leben | Pyrolirium
Pingback: Kulturbegriff - brauchen wir Kultur? #KultDef 1