Michael Innes, Zuviel Licht im Dunkel

Das 1936 unter dem Titel “Death at the President’s Lodging” erschienene Buch behandelt den Mord am Rektor des ehrwürdigen Colleges St. Anthony nahe Londons in einer fiktiven Universitätsstadt. Michael Innes, der selbst von 1930 bis 1973 an Universitäten in Leeds, Adelaide und Oxford lehrte, entwirft ein typisiertes College der Zwischenkriegszeit mit mehr oder weniger verschrobenen Dozenten. Aber auch drei Studenten kommen in Episoden vor und charakterisieren die Epoche.

Die Szenerie – mit einem hilfreichen Grundriß auf S. 8 veranschaulicht – ist klassisch: Der Mörder muß Zugang zu einem von zehn Schlüsseln gehabt haben, um die Tat begehen zu können; die fraglichen Schlösser waren zudem am Tag des Mordes ausgetauscht worden.

Inspektor Appleby von Scotland Yard wird gerufen – St. Anthony’s hat als Kaderschmiede exzellente Verbindungen – und trifft auf den gründlichen, aber nicht akademisch gebildeten Inspektor Dodd. Appleby steht für neue, wissenschaftliche Ermittlungsmethoden und taucht gewandt ein in die Welt von St. Anthony’s.

Die Ermittlungen bringen überraschende Details zu Tage und Innes hält trotz eines breiten Erzähltempos stets die Spannung. Die Rivalitäten zwischen den Wissenschaftlern begründen eine Nebenhandlung, die an wichtigen Schaltstellen mit dem Mord verknüpft ist und auch den Ermittlungen zunächst eine falsche Richtung gibt. Aber methodisch und zielstrebig im Sinne der klassischen Kriminalliteratur wird die Lösung vorangetrieben.

Innes hat sich mit dem nebenberuflichen Krimiautor Professor Gott ein Alter ego erschaffen, dessen Diskussionen mit dem Inspektor die Ermittlungen reflektieren und neu fokussieren. Ein furioses Finale bringt alle Beteiligten zusammen und führt zur Lösung des Falles.

Das Nachwort von Volker Neuhaus weist darauf hin, daß Innes mit diesem Roman ein Referenzwerk der sogenannten donnish oder campus mysteries gelungen ist; die spezifische Atmosphäre mit der Intelligenz der Bewohner verbindend.

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