So eine Kurzreise nach Hamburg ist stets ein wenig Balsam für die Seele; eine schöne Stadt, in der auch nach einigen Wegzügen in der letzten Zeit immer noch einige Freunde und Bekannte leben, und die kulturell einiges zu bieten hat sowie mit der Außenalster über eine gute Laufstrecke verfügt.
In der Hamburger Kunsthalle besuchte ich zunächst die Max Beckmann gewidmete Ausstellung seiner Stilleben. Man erfährt, daß der Künstler Zeit seines Lebens diesen Bildtyp bearbeitet und entwickelt hat, und kann stilistische Weiterentwicklungen ebenso beobachten wie den Wandel der Lebensumstände, die vom erzwungenen Exil herrühren.
Gut gefallen hat mir, daß Gegenstände, wie eine Muschel, eine Vase oder ein afrikanischer Holzbecher, die auf mehreren Stilleben zu sehen sind, auch als Originalobjekte ausgestellt werden, sodaß man Abbildungstreue und Verfremdungsbereitschaft erkennen kann.
Instrumente sind ebenfalls häufiger zu sehen, weil Beckmann die Musik sehr mochte. Auf diesem Stilleben sieht man ein Grammophon, das als gute Überleitung dienen mag zu dem abendlichen Ballettbesuch in der Hamburgischen Staatsoper. wo ich „Tod in Venedig – ein Totentanz von John Neumeier“ angeschaut habe. Die Umsetzung der Novelle von Thomas Mann, der nicht nur die Fülle des Wohllauts schätzte, sondern auch als Augenerotiker sanft jungen Männern hinterherblickte, wird mit Musik von Johann Sebastian Bach und Richard Wagner unterlegt. Im elften Jahr seit der Premiere ist diese Produktion frisch wie eh und je, grandios ist der mitgealterte Tänzer des Aschenbach (Lloyd Riggins), der nun auch körperlich in erkennbarer Distanz zum – ausgetauschten – Tänzer des Tadzio (Alexandr Trusch) steht. Die Bild-Klang-Korrelation ist frappierend, die Aschenbach-Welt nimmt im Musikalischen Opfer Bachs Gestalt an, während die Begegnungen mit Tadzio mit Wagnerschen Kompositionen ausstaffiert sind. Das Bacchanal aus dem Tannhäuser und immer wieder Tristan-und-Isolde-Motive sorgen für Rauschzustände und unerfüllte Sehnsuchtsklänge, natürlich kulminierend im Liebestod, den die Pianistin Elizabeth Cooper in der Transkription von Liszt atemberaubend zu Gehör bringt.
Angereichert war mein Besuch mit dem Besuch der Buchhandlung Felix Jud, mit einigen Begegnungen zum Frühstück, bei Kaffee und Tee und zum Abendessen.
In der Kunsthalle habe ich natürlich auch die Ausstellung „Spot on“ gesehen, in der während Modernisierungsarbeiten des Altbaus 200 Meisterwerke aus der ständigen Sammlung gezeigt werden.
Im Bucerius Kunstforum gab es die Ausstellung „Pompeji: Götter, Mythen, Menschen“. in der zahlreiche Fresken und einige FLiesen gezeigt werden. Beeindruckend hier vor allem der Nachbau mehrerer Raumfolgen, in die erhaltene Elemente eingestellt wurden. Auf diese Weise entsteht eine gute Vorstellung der Anlage, was durch eine dreidimensionale Rekonstruktion im Film sehr anschaulich ergänzt wird.
Ein flotter Lauf um die Außenalster gehörte natürlich auch zum Programm.
Freut mich sehr, dass du offenbar eine richtig gute Zeit in Hamburg hattest! 🙂
Den Kaffee hätte ich gerne, hier und jetzt. 🙂
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