Zu dieser Zeit kam ein Bildhauer nach Florenz, der Peter Torrigiani hieß, er hatte sich lange in England aufgehalten und besuchte täglich meinen Meister, zu dem er große Freundschaft hegte. Da er meine Zeichnungen und meine Arbeiten angesehen hatte, sagte er: Ich bin zurück gekommen, um so viel junge Leute wie möglich anzuwerben, und da ich eine große Arbeit, für meinen König zu machen habe, so will ich mir besonders meine Florentiner zu Gehülfen nehmen. Deine Arbeiten und deine Zeichnungen sind mehr eines Bildhauers als eines Goldschmieds, und da ich große Werke, von Erz, zu machen habe, so sollst du bei mir zugleich geschickt und reich werden.
Es war dieser Mann von der schönsten Gestalt und von dem kühnsten Betragen, eher einem großen Soldaten, als einem Bildhauer ähnlich; seine entschiedenen Gebärden, seine klingende Stimme, das Runzeln seiner Augbraunen hätte auch einen braven Mann erschrecken können, und alle Tage sprach er von seinen Händeln mit den Bestien, den Engländern. So kam er auch einmal auf Michelagnolo (sic!) Buonarotti zu reden, und zwar bei Gelegenheit einer Zeichnung, die ich nach dem Carton dieses herzlichsten Mannes gemacht hat.
Dieser Carton war das erste Werk, in welchem Michelagnolo sein erstaunliches Talent zeigte, er hatte ihn in die Wette mit Leornardo da Vinci gemacht, der einen anderen in die Arbeit nahm, beide waren für das Zimmer des Conseils, im Palast der Signoria […]
Leben des Benvenuto Cellini, Florentinischen Goldschmieds und Bildhauers, von ihm selbst geschrieben. Übersetzt und mit einem Anhange herausgegeben von Goethe.
Münchner Ausgabe, Bd. 7, 1991, S. 32.