Im neuen Jahr möchte ich wieder mehr ins Museum gehen und löse meine guten Vorsätze gleich am 5. Januar mit einem Besuch des Martin-Gropius-Baus ein.

Ausstellungsplakat (Quelle: http://www.berlinerfestspiele.de)
Zunächst geht es nach Nordamerika, „Auf den Spuren der Irokesen“, so heißt die Ausstellung über einen Teil der Ureinwohner. Diese waren im 17. und 18. Jahrhundert mit den Kolonisatoren aus Frankreich und England in Berührung gekommen und hatten als tapfere Krieger und gute Diplomaten ebenso für Aufsehen gesorgt wie durch ihre Kultur: matriarchalische Strukturen und eine farbenfrohe Kunst beeinflußten einerseits die europäisch-us-amerikanische Frauenbewegung und andererseits die Pop-Art.
Es werden sehr viele Objekte aus Vergangenheit und Gegenwart gezeigt, darunter Gebrauchsgegenstände, Waffen, Kleidung und Schmuck. Die geschichtliche Darstelllung fokussiert sich auf die Phase der Begegnung mit den Kolonisatoren und später die Behandlung der Irokesen in den USA und in Kanada.
Sie stellen Soldaten im Ersten und im Zweiten Weltkrieg, arbeiten schwindelfrei auf den Stahlgerüsten New Yorks im Hochhausbau. Sie überwinden die Isolation in den Reservationen und finden ihre indigene Identität wieder. Die von der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Bonn, verantwortete Ausstellung wurde in intensiver Abstimmung mit irokesischen Künstlern und Wissenschaftlern aus den USA und Kanada und unter Beteiligung des ehemaligen Direktors des Wiener Völkerkundemuseums konzipiert und zeigt viele, sich gut ergänzende Perspektiven.
Die Ausstellung war gut besucht, ob die zahlreichen Kinder wirklich auf ihre Kosten kamen, wage ich zu bezweifeln.
Der zweite Teil meines Ausstellungsbesuches galt den Photographien von Barbara Klemm. Schwarzweiß, schlichte Rahmung, Bilder über Bilder, aufgenommen zwischen 1968 und 2013.
„Auf der großen, reichen, vielgestaltigen Landkarte der Fotografie ist Barbara Klemm ein Kontinent für sich,“, schreibt Hans-Michael Koetzle im Ausstellungskatalog.
Es ist ein Panorama der alten Bundesrepublik, der Wiedervereinigung, vieler Reisen in aller Herren Länder. Viele Bilder haben ikonographischen Charakter, sind gültige Dokumente – ob Heinrich Böll in Mutlangen oder Breschnew und Honecker 1979 beim Bruderkuß. Parteitage von CDU und SPD, Pfeifenrauch allenthalben. Alltagsszenen aus der DDR, aus Polen oder Rumänien in den 1970er Jahren wirken ähnlich vormodern wie ihre Pendants aus Italien und Spanien.
Selten sind lachende Menschen zu sehen, manchmal lachen Kinder. Aber die Gesichter wirken nicht mißmutig. Erschöpft, ernst, auch stolz, das ja.
Besonders interessant fand ich, daß man in der Ausstellung die Bilder als solche sehen konnte und dann ihren Abdruck in der Zeitung. Von 1970 bis 2004 arbeitete Klemm bekanntlich für die FAZ und dort sind sehr viele der Photographien erschienen. Vor allem in der Beilage „Bilder und Zeiten“. Lange Wände sind mit den im Kupfertiefdruckverfahren bebilderten Zeitungsseiten gefüllt, gegenüber hängen dann die Photoabzüge. Das erlaubt interessante Vergleiche. Vor allem aber trauerte ich einmal mehr „Bilder und Zeiten“ nach. O tempora…!
Ausnehmend gut haben mir Bilder gefallen, die Klemm in Museen aufgenommen hat. So sieht man die Rückansicht der Venus von Milo und die Gesichter der davorstehenden Besucher, eine Frau, die im Centre Pompidou mit einer Büste Zwiesprache zu halten scheint, oder einer Gruppe von Frauen, die im Prado den Erläuterungen zu einer galanten Hofszene lauscht.
Alfred Hitchcock, George Tabori, der herrlich junge Mick Jagger, Gyögi Ligeti, Wolfgang Rihm, Claudio Abbqado, Sir Simon Rattle, Andy Warhol, Umberto Eco, Simone de Beauvoir, Nadine Gordimer, Herta Müller, Jorge Semprun – und, und, und…
Die Ausstellung läuft noch bis zum 9. März 2014 (die Irokesen-Ausstellung endete am 6. Januar), der Katalog kostet im Handel 48.- €, die Museumsversion gibt es für 29.- €.
schade, dass ich da so schnell nicht hinkomme, insbesondere die Barbara Klemm-Ausstellung interessiert mich sehr. Danke jedenfalls für den interessanten Bericht.
Liebe Grüsse, Kai
Hallo Kai,
Besuch und Bericht haben mir Freude bereitet – schön, wenn es mir gelungen ist, ein wenig davon weiterzugeben.
Liebe Grüße Norman
die Irokesenausstellung fand ich ganz gut, nur der rote Faden hat mir etwas gefehlt…
Ja, der Ansatz ist etwas additiv, es wirkt gelegentlich, als habe man möglichst viele Aspekte auch noch mitbehandeln wollen.
genau…1000 Dinge, aber eher oberflächlich.