„Und Donna Anna. Ja, ja. Da war ich schon über zwanzig Jahre lang Malteserritter, stand in den, wie man so sagt, besten Mannesjahren, hatte aber natürlich schon längst die Profeß abgelegt, lebte hier im Priorat von Rom, es war kurz bevor ich der Gesandtschaft des Ordens in Wien zugeteilt wurde. Da besuchte ich Donna Anna (damals auch schon seit zwanzig Jahren, Mutter Maria Sinforosa) in ihrem Kloster. Als geistlicher Ritter war es mir gestattet, den Garten zu betreten. Es war Ende Mai. Das Geißblatt blühte. Auch als Nonne und Vierzigjährige war Donna Anna immer noch schön, jedenfalls kam es mir so vor. Ich hielt mich am Griff meines Säbels fest. Das Geißblatt blühte und duftete, aber ich glaube, das habe ich schon erwähnt.“
Don Ottavio erinnert sich, so der Titel dieser wunderbaren Erzählung, und er tut dies im hohen Alter, hat aber die Ereignisse jener Nacht, in denen dieser Don Giovanni den Komtur tötet, und das, was hernach passiert, noch gut im Gedächtnis. Rosendorfer trifft den Alterston wunderbar, tupft das Dramma giocoso aus der (ungewöhnlichen) Perspektive des ‚anderen Mannes‘ auf die Seiten und fesselt seine Leser.
Der nachfolgende Kurzessay unternimmt den Versuch, die Tenorpartie in Mozarts Oper zu rehabilitieren. Zusammengenommen liefern die beiden Texte eine durchaus schlüssige Lesart.
Das im Jahre 1997 erstmals erschienene Taschenbuch enthält weitere, sehr informative Texte, die auch im doppelten Jubiläumsjahr einige Wiederentdeckungen zu Verdi und Wagner bereithalten.
Habe das auch vor Jahren mit großem Vergnügen gelesen!
Ich auch. Nachdem ich vor einiger Zeit den „Meister“ las, habe ich mir dieses Buch hervorgesucht und mit Genuß wiedergelesen.
Überdies meistens nicht zu lang für eine Fahrt mit der S-Bahn 🙂