In der ausverkauften Philharmonie wurde heute zunächst Tschaikowskys Klavierkonzert Nr. 1 b-moll op. 23 gespielt, Solist war Yefim Bronfman. Danach erklang von Edward Elgar die Symphonie Nr. 2 Es-Dur op. 63.
Bronfman gab den Tastenlöwen, sicher und brillant. Das Orchester klang zunächst etwas sahnig, aber schon im Verlauf des ersten Satzes wechselte der Eindruck von Karamelltoffee zu poliertem Bernstein. Die wuchtigen Tuttischläge saßen, die Flöte brillierte und das Holz pointierte die Melodien – comme il faut!
Elgars Symphonie erinnerte mich an Mahlers Tonsprache, nahm aber auch Anleihen bei Strauss. Ein-, zweimal klang das Blech nach Götterdämmerung, besonders der Beginn des ersten Satzes enthielt Elemente der Pomp&Circumstances-Musik. Insgesamt also hörbar, aber nach meinem Empfinden kein zu Unrecht seltener gespieltes Stück.
Schöne Kritik, auf den Punkt und überzeugend. Überlege nur, wann ich zuletzt ein sahniges Orchester gehört habe? In Zeiten, in denen alles gedünstet wird und die Sauce separat serviert wird, hat sich das Hören dem offenbar angepasst.
Ich gebe zu, es ist immer heikel, sinnliche Eindrücke zu beschreiben. Das verbindet übrigens Musikkritiken mit Weinbeschreibungen.
Andererseits kann man damit eben auch so schön Empfindungen beim Leser hervorrufen. Nie werde ich Kestings Charakterisierung einer späten Carmen-Einspielung unter Karajan vergessen: „Himbeercrème in Des“. Böse, aber treffend 🙂