Eine unwahrscheinliche Begegnung

Eliette Abécassis, Eine unwahrscheinliche Begegnung, 2003, dt. 2022 (aus dem Französischen von Kirtswne Gleinig), Arche Literatur Verlag, 123 Seiten.

Ein schmaler Roman, eigentlich (nur) eine Novelle. Aber welch eine prickelnde Atmosphäre, was für eine Sprache! Und was für ein Ende, eine großartige Lektüre!

Zug und Bahnhof sind klassische Orte der zufälligen und flüchtigen Begegnung. So ist es auch hier – und doch auch wieder nicht. Eine Frau und ein Mann bemerken einander. Dabei hätte es schon bleiben können, doch es geschieht mehr. Ein Gespräch, Solidarität oder Begehren, Mutlosigkeit und Ausweglosigkeit – vieles blitzt auf in den kurzen Dialogen und den inneren Monologen, den Filmaufnahmen ähnelnden Beschreibungen.

Ihr Gespräch auf dem Bahnsteig zieht sich hin, und dauert doch nur Minuten. Ein wenig geht es darum, den Augenblick festzuhalten („Verweile doch, du bist so schön!“), ein wenig darum Sicherheit zu schaffen, oder zumindest die Illusion von Sicherheit. Zusätzlich bannt sie etwas drittes an diesen Ort, eine Kraft, die stärker ist als diese beiden Menschen, die ihre Selbstbestimmung aufhebt und die die Zukunft abschneidet.

Ein sehr starkes Buch!

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