Das festliche Nachspiel zu den Hagestolzen Ifflands haben unsre Leser selbst beurteilt; über dessen Entstehung fügen wir auch einige Betrachtungen hinzu, welche vielleicht nicht ohne Frucht bleiben werden.
Es gehört nämlich dieses Stück nicht Einem Verfasser an, es ist vielmehr eine gesellige Arbeit, wie solche schon seit geraumer Zeit bei uns herkömmlich sind. Denn so ist z. B. die Fortsetzung des Vorspiels: Was wir bringen, zum Andenken Reils in Halle aufgeführt, gleicherweise entstanden, nicht weniger jene Sammlung kleiner Gedichte, im August 1814, unserm gnädigsten, aus dem Felde zurückkehrenden Herrn als Willkommen dargebracht.
Solche geselligen Arbeiten sind der Stufe, worauf die Kultur unseres Vaterlandes steht, vollkommen angemessen, indem eine Fülle von Begriffen, Empfindungen und Überzeugungen, allgemein übereinstimmend, verbreitet ist, so wie die Gabe sich rhythmisch angenehm und schicklich auszudrücken.
Vorzüglich aber findet bei Gelegenheit-Gedichten ein gemeinsames Arbeiten sehr günstig Statt: denn indem der Gegenstand entschieden gegeben ist, und also über dasjenige, was man zu sagen hat, kein Zweifel bleiben kann, so wird man sich über die Art und Weise, wie es zu sagen sei, gewiß leichter vereinigen, als wenn die Wahl des Stoffes willkürlich wäre, wobei sich das Interesse der Mitarbeitenden leichter entzweien könnte.
Schließt sich nun, wie es hier geschehen, die neue Arbeit an eine ältere schon vorhandene unmittelbar an, so wird man sich noch leichter über den Plan vereinigen, ja sich in Szenen teilen, je nachdem sie dem Einen oder dem Anderen zusagen. Hieraus entstehen unzuberechnende Vorteile.
Jeder Künstler bildet sich in sein Kunstwerk hinein, und so muß auf die Länge, (und wer wird sich nicht gern aufs Längste seines Talentes erfreuen wollen),es muß zuletzt eine gewisse Eintönigkeit entstehen, weshalb denn der Zuschauer und Zuhörer, wenn er sich immer in allzubekannter Gesellschaft findet, endlich ohne Teilnahme bleibt, und wohl gar gegen das schönste Talent ungerecht wird. Verbinden sich aber Menschen, in demselben Sinn und Geist zu arbeiten, so entsteht unmittelbar eine größere Mannigfaltigkeit, denn die innigsten Freunde sind oft, der Richtung und Liebhaberei nach, ganz verschieden, sie leben in entgegengesetzten Wirkungs- und Lustkreisen, auf welche sich Begriffe, Gefühle, Anspielungen und Gleichnisse beziehen, woraus denn eine Fülle entspringen kann, die auf anderem Wege nicht zu hoffen wäre.
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In Deutschland wird auf alle Fälle der Vorschlag weniger Ausübung finden, weil der Deutsche isoliert lebt, und eine Ehre darin sucht, seine Individualität originell auszubilden.
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Über die Entstehung des Festspiel zu Ifflands Andenken, 1815
Münchner Ausgabe 1994, Bd. 11.2, S. 201-204