
Liebermann-Villa | Foto: nw2015
Ausflug
Am heutigen Sonntag, der nach wie vor nicht so heiß ist, war ich am Morgen zuerst laufen und hatte vormittags dann Lust, etwas zu unternehmen. Da es sonnig-wolkig-windig war, entschied ich mich für eine gemischte Variante: halb Ausflug, halb Museum. Mit der S1 nach Wannsee, dort ein gutes Stück zu Fuß am Ufer des Großen Wannsees entlang, bis zur Liebermann-Villa. „ … und dann nischt wie raus nach Wannsee!“ also einmal anders.
Dort ist seit dem 26. April (und noch bis zum 10. August) dieses Jahres (2015) die Ausstellung »Liebermann und van Gogh« zu sehen. Auf der Webseite des Museum heißt es dazu:
Seit 1872 fuhr Max Liebermann fast jeden Sommer in seine „Malheimat“ Holland, wo er unter anderem in der Provinz Drenthe Motive für sein künstlerisches Werk fand. Angeregt durch die alten Niederländer Jacob van Ruysdael und Meindert Hobbema malte er hier Szenen des alltäglichen Lebens: Handwerker, Bauern und Waisenmädchen. Der junge Vincent van Gogh stand zu diesem Zeitpunkt noch ganz am Anfang seiner künstlerischen Entwicklung und war mit Studien beschäftigt, die ihn ebenfalls nach Drenthe führten. Von seinem Bruder hatte er bereits einiges über Liebermann und seine holländischen Bilder gehört. Vor allem den Motiven und dem Kolorit Liebermanns fühlte er sich damals sehr nahe. „ …angesichts der hiesigen Natur begreife ich vollkommen,“ schrieb Van Gogh an seinen Bruder Theo, „wie er [Liebermann] vernünftigerweise dazu kommt“. Und als der deutsche Kollege wieder einmal in der Gegend war: „Wie man hört, soll Liebermann irgendwo hier in der Nähe sein. Ich möchte ihm gern mal begegnen.“
Trotzdem haben sich die beiden Künstler damals nicht getroffen. Die Ausstellung „Max Liebermann und Vincent van Gogh“ holt die verpasste Begegnung der beiden Künstler nach und zeigt, wie überraschend ähnlich sich die beiden Künstler in ihren holländischen Werken aus den Jahren 1882-1885 sind: Beide malten Bauern auf dem Feld, nähende Frauen am Fenster und Weber. Mit mehr als vierzig Gemälden, Zeichnungen und Aquarellen entwickelt die Ausstellung das Panorama einer bisher kaum bekannten Wahlverwandtschaft zweier Künstler, die zu den herausragenden Köpfen der deutschen und der niederländischen Kunst gehören.
Villa und Garten sind immer wieder einen Besuch wert – der Fluchtort in der Nähe und doch weit genug entfernt vom Pariser Platz, wo Liebermanns Stadthaus gleich neben dem Brandenburger Tor stand (und steht). Hier verwirklichte er mit Hilfe des Direktors der Hamburger Kunsthalle, Alfred Lichtwark, seine ganz persönliche Version eines Landhauses in einem „Reformgarten“.

Der Nutzgarten vor dem Haus Foto: nw2015

Blick von der Terrasse Foto: nw2015

Der Weg unter Birken Foto: nw2015

Am Seeufer Foto: nw2015

Am Seeufer Foto: nw2015
Ausstellung
Die Ausstellung selbst ist überschaubar, doch aussagekräftig genug, um eine Nähe von Themen und Darstellungsweise deutlich zu machen.

Kartoffelsammlerin, van Gogh Foto: nw2015

Kartoffelsammlerin, Liebermann Foto: nw2015
Ausklang auf der Terrasse mit Gedanken über die Annehmlichkeiten des großbürgerlichen Lebens um die vorletzte Jahrhundertwende, aber auch daran, daß der Rassenwahn der Nazis Mensch und Werk diskreditierte.

Liebermann-Villa, Architekturgarten | Foto: nw2015

Blick aus dem Atelier Foto: nw2015
Schöner Ausflug! Ein bisschen konnte ich ja davon schon bei Twitter miterleben. Sehr fein, dass du hier noch ausführlich dazu berichtest : ) Liebe Grüße & einen schönen Restsonntag
Petra
Liebe Petra,
ja, so im Zusammenhang hat man doch mehr davon 🙂
Liebe Grüße zurück
Norman
Lieber Norman,
mich beeindrucken ja besonders der Garten – und die Lage der Villa! Direkt am See! Ja tatsächlich, das großbürgerliche Leben vergangener Zeiten hat wirklich so seine wunderbaren Seiten.
Viele Grüße, Claudia
Liebe Claudia,
im Haus wird Liebermann mit den Worten zitiert, er sei stolz darauf, sich sein Refugium innerhalb weniger Jahre mit eigenen Händen ermalt zu haben. Die Lage ist wirklich wunderschön!
Viele Grüße
Norman
Ach, könnte man sich so ein haHaus in der Lage doch „innerhalb weniger Jahre“ erschreiben…