Auftritt Bücherblogger; sieht sich um, setzt sich hin (beiseite):
Auch wenn Sibylle Berg naseweisen Bloggern Debatten über schlechte Bücher auf der Longlist des Deutschen Buchpreises am liebsten verbieten würde, so gibt es diese Kritik doch. Deshalb muß hier erwähnt werden, daß mir Marlene Streeruwitz‘ in unsäglichem Deutsch geschriebener Roman „Nachkommen“ über eine lebensuntüchtige Jungautorin mit verkorkstem Familienleben, in dem auch das Verlags-, Messe- und Buchpreiswesen karikiert wird, genausowenig gefallen hat, wie „Isabel“ von Feridun Zaimoglu.
Einen lesenswerten, ansprechenden Roman habe ich in den letzten Wochen trotzdem gelesen, nur eben einen aus Frankreich: „Der Horizont“ von Patrick Modiano (2013).
Zögert, steht auf (laut):
Heute geht es um einen Roman aus den USA, der dort bereits im Jahr 2010 unter dem Titel »Walks With Men« erschien:
Auf Deutsch „Damals in New York“ von Ann Beattie. Im neuen Atlantik-Verlag erschien der kurze Roman in diesem Sommer und wurde mir vor wenigen Wochen als Rezensionsexemplar zugeschickt.
Daß Männer und Frauen einfach nicht zueinander passen, es aber gleichwohl immer wieder miteinander versuchen, ist ein Dauerbrenner der Literaturgeschichte. Beattie erzählt die Geschichte von Jane (21) und Neil (44) im New York des Jahres 1980. Eine recht rasante Geschichte über Erfolg, Vertrauen und Enttäuschung, über Erfahrungsvorsprünge und Habitus. Doch aus der launigen Gesellschaftsskizze wird plötzlich mehr, als der Ex-Freund Janes vor die U-Bahn gestoßen wird.
Ein Besuch beim Psychiater, Gespräche mit der ehemaligen Ehefrau, unvoyeuristische Voyeurspassagen, ein Dialog mit einer jungen Frau – aus den verschiedenen Perspektiven umkreist der Text die Beziehung von Jane und Neil. Verschiedene Erzählstränge werden miteinander verflochten, in teilweise sehr kurzen Episoden, manchmal nur ein paar Zeilen lang, kaleidoskopartig gegeneinandergeschnitten. Nicht immer tue ich mich leicht damit, den Überblick zu behalten. Aber dann nimmt Beattie das Tempo wieder heraus und einen längeren Erzählfaden auf, so daß ich mich sortieren kann. Noch ein Szenenwechsel, ein wenig Alterskomik, und dann ist auch bald Schluß.
Fazit: Unterhaltsame Lektüre, insgesamt gut geschrieben, aber kein Buch, das den Ruhm der Autorin begründet haben würde, falls es ihr erstes gewesen wäre. Einzelne Sätze funkeln, andere lassen die Handwerklichkeit des Creative writing erkennen.
(geht ab)
Liest sich interessanter. Aber noch schöner der Einstieg zur Besprechung 🙂 Frau Berg nervt langsam…