Dienstagsposting: Die erste CD

Die berühmten „anni di galera“ lagen hinter Giuseppe Verdi, als er die Oper »Rigoletto« schrieb (Uraufführung am 11. März 1851 im Teatro la Fenice). Zusammen mit »La Traviata« und »Il Trovatore« gehört sie zum Kernrepertoire der Opernhäuser weltweit.

Die Gesamtaufnahme mit Maria Callas, Tito Gobbi und Giuseppe di Stefano unter der Stabführung von Tullio Serafin stand schon in meinem Plattenschrank, als ich mir in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre, 1987 wohl, in Paris, im Fnac eine CD-Box kaufte. Meine erste CD überhaupt.

Das Fnac war das Größte damals, die Tüten wahre Trophäen. Man war in Paris gewesen und hatte dort etwas gekauft. Ein Buch von Sarte im Original wohlmöglich. Mir war da eine geballte Ladung Italianità lieber, wie ich gestehen muß.

Die ausgewählte Aufnahme, die ich mir mitbrachte, war kurz zuvor digitalisiert worden, 1985. Aufgenommen worden war sie bereits 1971, unter der Ägide der DECCA in der Kingsway Hall, London.

Foto: nw2015

Foto: nw2015

Damals, seit den 1950er Jahren, produzierten die großen Plattengesellschaften – EMI, DECCA, RCA, Deutsche Grammophon, Cetra u.a. – oft in Exklusivzusammenarbeit mit bestimmten Dirigenten und Sängern systematisch Operngesamtaufnahmen, um das Repertoire vorzulegen und um den Künstlern diese Form der Klangbühne zu bieten. Die neue digitale Aufnahmetechnik führte zu dem Schub an Neuaufnahmen, aber auch zur Digitalisierung der bereits vorliegenden Einspielungen.

Joan Sutherland, die australische Sopranistin, hatte sich zur Spezialistin für die Musik des Belcanto entwickelt. Sie gehörte, wie etwa Montserrat Caballé und Marylin Horne, zu den Sängerinnen, die durch die Türen schritten, die Maria Callas geöffnet hatte. Es war dann überwiegend Schluß damit, die Musik von Bellini, Donizetti und des jungen Verdi im Stil des Verismo zu singen. In ihrem Ehemann Richard Bonynge fand sie den Dirigenten, der kontinuierlich die entsprechenden Produktionen betreute, so auch die hier interessierende Einspielung des Rigoletto.

Luciano Pavarotti singt den Herzog von Mantua, Sherrill Milnes den Titelhelden. Martti Talvela ist Sparafucile, Huguette Tourangeau seine Schwester Maddalena. Die junge Kiri te Kanawa ist kurz als Gräfin Ceprano zu hören. Das London Symphony Orchestra und der Ambrosia Opera Chorus bilden die Basis der Aufnahme.

Pavarotti ist ein Herzog von Graden, seine Stimme jung und ungeheuer sexy. Man hört den erfahrenen Liebhaber, der es nicht beim Flirt – »freundlich blick ich auf diese und jene« – beläßt. Er singt die Cabaletta nach der Arie zu Beginn des zweiten Aktes zweimal und legt ein triumphales hohes D hin. Nur das Rollenporträt des stimmlich kühleren Alfredo Kraus (1963 unter Georg Solti) kann daneben bestehen – und Kraus‘ D ist noch prachtvoller.

Miles kann aus meiner Perspektive nicht mit Robert Merrill, der ebenfalls unter Solti singt, mithalten. Als Sänger-Darsteller bleibt Gobbi (neben Callas) ohnehin unerreicht, auch wenn er stimmlich an Grenzen stößt.

Sutherland – La Stupenda – hat kaum je stimmliche Probleme, keine Auszierung ist ihr zu schwierig. Klanglich wirkt sie auf mich in vielen Aufnahmen matronenhaft, die Entwicklung der Gilda vom Mädchen zur desillusionierten Frau kann sie, anders als Maria Callas, aber auch anders als etwa Anna Moffo (neben Kraus) nicht hörbar machen. Die wichtigen Duette von Gilda und Rigoletto gehören leider nicht zu den Stärken der Bonynge-Einspielung.

Gleichwohl schwingt beim Anhören dieser Aufnahme immer etwas Besonderes mit, etwas Pariserisches.

 

 

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