Die Staatskapelle hatte beim fünften Konzert der laufenden Reihe einen weltbekannten Gastdirigenten und einen lokalen, aber ebenfalls weltbekannten Solisten. Zubin Mehta am Pult und Daniel Barenboim am Flügel.
Olivier Messiaens »Et exspecto resurrectionem mortuorum« und Johannes Brahms 2. Klavierkonzert standen auf dem Programm. Die 1964 geschriebene Erinnerungsmusik für die Toten der beiden Weltkriege schwingt sich immer wieder zum großen Einsatz des Schlagwerks auf. Unter Verzicht auf Saiteninstrumente modelliert Messiaen fünf Blöcke, die von katholischen Zitaten inspiriert sind und insgesamt himmelsstürmerisch angelegt sind:
- Des profondeurs de l’abime, je cris vers toi, Seigneur: Seigneur, ecoute ma voix!
- Le Christ, ressuscité des morts, ne meurt plus; la mort d’a plus sur lui d’empire
- L’heure vient ou les morts entendront la voix du fils de Dieu
- Ils ressusciteront, glorieux, avec un nom nouveau
- Et j’entendis la voix d’une foule immense
Die Musik klingt herb, mitunter brachial. Das ist dem Gegenstand natürlich angemessen. Insgesamt aber kein „Easy listening“, sondern programmatisch-erzieherisch angelegte Kunst.
Demgegenüber ist Brahms zweites Klavierkonzert, uraufgeführt 1881, eindeutig romantisch. Das viersätzige Werk hat sinfonische Ausmaße, der anspruchsvolle Klavierpart ist attraktiv für viele Pianisten, wie die Einspielungen beweisen.
Mehta steht für Breitwandsound und klangliche Opulenz. Die Staatskapelle legt sich mächtig ins Zeug und füllt den Scharounbau mit wahren Klanggebirgen bei Messiaen und satten Klangteppichen bei Brahms. Barenboim gibt den Tastenlöwen und donnert sich durch die Partitur.
Das Publikum jubelt, wie immer, wenn es laut war. Ein etwas inwendigerer Brahms wäre mir lieber gewesen.
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