Gestern abend hatte eine neue Folge der Reihe „Malakhov & Friends“ Premiere, zu der der Direktor des Staatsballetts Berlin seit einigen Jahren internationale Solisten einlädt. Eine schöne Idee, die einem zumindest ausschnittsweise zeigt, was und wie an anderen Orten so getanzt wird.
Da Malakhov, seit 2002 als Erster Solotänzer zunächst am Ballett der Staatsoper Unter den Linden und seit 2004 dann am aus den drei Compagnien der Stadt fusionierten Staatsballett Berlin tätig und gleichzeitig dessen Direktor, nun Berlin verläßt und Direktor des Tokyo Ballett wird, trug der Abend den Beinamen „The Final“.
Für den Hobbyläufer und -sportler irgendwie tröstlich: Auch ein permanent trainierter Tänzerkörper altert und verändert seine Form. Und die Sprungkraft Malakhovs hat – wie schon seit längerem sichtbar – deutlich nachgelassen. In der Pause hörte ich eine – immerhin schlanke – Dame sagen, Malakhov sei „janz schön behäbig“ geworden; man mag ihr zwar nicht zustimmen, kann ihr aber auch nicht widersprechen.
Das war natürlich einmal anders und die Berliner Ballettfreunde verdanken ihm manch tollen Abend, ob er nun selbst mittanzte oder ihn als Direktor ermöglichte. Da er schon immer auch Humor bewiesen hat – man erinnere sich nur an Cinderella, wo er grandios eine der bösen Stiefschwestern gab – fand ich es sehr gut, daß er den Abend gemeinsam mit Beatrice Knop in der Szene „The Old Man and Me“ vergnüglich beendete. Der für ihn kreierte „Ikarus“, mit dem der zweite Teil des Abends begann, war meistenteils Ausdruckstanz im Halbdunkel und hätte mich doch recht unzufrieden zurückgelassen.

Foto: http://www.staatsballett-berlin.de
DIE KAMELIENDAME, Pas de deux, Choreographie: John Neumeier, Tänzer: Lucia Lacarra, Marlon Dino
Die neun Gäste vom American Ballett Theatre, dem Bayerischen Staatsballett München, dem Mikhailovsky Theater St. Petersburg, dem Tokyo Ballett und dem Royal Ballett London zeigten ein breites Spektrum des internationalen Tanztheaters. Mein persönlicher Favorit war der Pas de Deux aus John Neumeiers Kameliendame, wunderbar interpretiert von Lucia Lacarra und Marlon Dino aus München. Perfektes Handlungsballett, sehr schön getanzt. Die beiden zeigten im zweiten Teil mit „Light Rain“, daß sie auch den athletisch-sportlichen Stil beherrschen.
Zu Publikumslieblingen wurden die beiden Vertreter des St. Petersburger Mikhailovsky Theaters, die mit „Spring Waters“ zu Rachmaninow und „Spartacus“ in bunten Kostümen auftraten und recht sportliche Sprungeinlagen boten. Brillant und technisch perfekt die Szene aus der hauseigenen Produktion von Don Quijote: Hier zeigten Iana Salenko und Dinu Tamazlacaru, daß das Staatsballett Berlin über exzellente Solisten verfügt.

Foto: http://www.staatsballett-berlin.de
BALLETT 101, Choreographie: Eric Gauthier, Tänzer: Vladislav Marinov
Das stellte auch Vladislav Marinov mit „Ballett 101“ unter Beweis, in dem zunächst die Positionen des klassischen Balletts nacheinander vorgeführt und dann nach Zuruf durch die Stimme aus dem Off darzustellen waren. Dabei wurde das Tempo beschleunigt und der Tänzer zerlegte sich am Ende in Kopf, Rumpf und Gliedmaßen – war zum wohlverdient starken Applaus freilich wieder gesund und komplett zurück!
Wichtig und hier natürlich gegeben: die Live-Begleitung durch das Orchester der Deutschen Oper Berlin unter der Leitung von Robert Reimer, manche Stücke auch nur vom Klavier begleitet, gespielt von den bewährten Pianistinnen des Staatsballetts Berlin.
Am Ende des Abends zeichnete der Berliner Senat Vladimir Malakhov aus und verlieh ihm für seine Verdienste den Ehrentitel eines Berliner Kammertänzers. Kulturstaatssekretär André Schmitz fand angemessen lobende Worte.
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