Gelesen im ersten Halbjahr 2013

1. Ursula Krechel, Landgericht, 2012.

Absolute Leseempfehlung, nicht nur für Juristen! Jüdischer Landgerichtsrat macht im modernen Berlin der späten 1920er Jahre Karriere und gründet eine Familie, dann kommt Hitler an die Macht. Zunächst werden die Kinder nach England verschickt, er muß dann ins Exil, landet in Kuba, die beruflich erfolgreiche Ehefrau bleibt zurück. Am Bodensee begegnen sie sich wieder, dann faßt er langsam, gegen Widerstände wieder Fuß in der Justiz, kommt nach Mainz. Bleibt fremd, verkämpft sich, begehrt auf gegen die Schlußstrichmentalität.

2. Paragh Khanna, Der Kampf um die Zweite Welt. Imperien und Einfluß in der neuen Weltordnung, 2008.

beendet, siehe Gelesen im Jahr 2012

3. Jörg Magenau, Brüder unterm Sternenzelt: Friedrich Georg und Ernst Jünger. Eine Biographie, 2012.

Doppelbiographie mit zahlreichen Bezügen zu den Werken beider Autoren und nach meinem Dafürhalten besonders interessant bis in die 1950er Jahre.

4. Briefwechsel Uwe Johnson – Anna und Günter Grass, 2007.

Damals, als man noch Briefe schrieb und sich Bücher und Zeitungsausschnitte zusandte… Interessant, mit gelegentlichen Werkstatteinblicken, zahlreichen Alltagssorgen und immer wieder Politik.

5. Heinrich Mann, Professor Unrat, 1905.

An einem Winterwochenende eingetaucht in dieses wilhelminische Sittengemälde, das Weibes Wonne und Wert in einer leicht abseitigen Form behandelt und wie ein Karussell Fahrt aufnimmt.

6. Tony Judt, Das vergessene 20. Jahrhundert. Die Rückkehr des politischen Intellektuellen, 2011.

beendet, siehe Gelesen im Jahr 2012

7. Daniel Glattauer, Ewig Dein, 2012.

Lesetip einer Kollegin, etwas österreichisch-kauzig, am Ende mit Thrill. Recht gute Unterhaltung.

8. Karl Dietrich Bracher, Europa in der Krise, 1977.

beendet, siehe Gelesen im Jahr 2012

9. Michaela Karl, Noch ein Martini und ich liege unter dem Gastgeber, 2012.

Biographie der amerikanischen Autorin Dorothy Parker, einer bissigen und hochpolitischen Säuferin.

10. Hans-Werner Richter, Mittendrin. Die Tagebücher 1966-1972, 2012

Der Gründer der Gruppe 47 ringt mit sich, der Literatur, der BRD, oft auch mit Günter Grass. Sehr lesenswert!

11. Dominik Geppert/Jens Hacke (Hrsg.), Streit um den Staat. Intellektuelle Debatten in der Bundesrepublik, 1960-1980, 2008.

Nach den Richter-Tagebüchern und dem Johnson-Grass-Briefwechsel früher im Jahr habe ich dann diese hochinteressante Aufsatzsammlung gelesen, als theoretische Fundierung und thematische Abrundung.

12. Orlando Figes, Krimkrieg. Der letzte Kreuzzug.

Ein seltsamer, großer europäischer Krieg mitten in der langen Friedensperiode des Wiener Systems, halb an der Peripherie stattfindend, kriegsungewohnte Briten, gut organisierte Franzosen, heldenhaft verteidigende Russen. Ein gut geschriebenes, sehr informatives Buch.

13. Enzo Traverso, Im Bann der Gewalt. Der europäische Bürgerkrieg, 1914-1945, 2008.

siehe Leseempfehlung: Im Bann der Gewalt

14. Timur Vermes, Er ist wieder da, 2012 (Kindle)

Ein absurder Plot um den aufgewachten „Führer“, der als Sidekick eines türkischen Comedian im Fernsehen Karriere macht und es rasch zur eigenen Sendung mit gigantischem Merchandiseverkauf führt. Hitlersicht und -duktus zur Beschreibung der Jetztzeit sorgen für manchen Schmunzler.

15. Florian Illies, 1913. Der Sommer des Jahrhunderts, 2012 (Kindle)

Anders als Phillip Blom konzentriert sich Illies auf ein Jahr und beobachtet etwa zwei Dutzend Künstler, Schriftsteller, Politiker. Beide Bücher zeigen auf eigene Weise, wie modern die Zeit vor dem umso anachronistischer anmutenden Ersten Weltkrieg bereits war.

Momentan werden unter anderem gelesen:

Briefwechsel Ernst Jünger-Carl Schmitt, 1999/2012

Francis Fukuyama, The Origins of Political Order, 2011 (Kindle)

Otto von Bismarck, Gedanken und Erinnerungen,  Ausgabe 1905 (Kindle)

Jürgen Osterhammel, Die Verwandlung der Welt. Eine Geschichte des 19. Jahrhunderts, 2011

Aus meinem Stapel noch ungelesener Bücher

Virginia Woolf, Orlando. Eine Biographie, Neuübersetzung 2012

Franz Hessel, Spazieren in Berlin, 2013

Upton Sinclair, Öl!, 1926/27, dt. 2013

Christopher Clark, The Sleepwalkers – How Europe went to War in 1914, 2012 (Kindle)

Daron Acemoglu/James A. Robinson, Why Nations Fail – The Origins of Power, Prosperity and Poverty, 2012 (Kindle)

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3 Antworten zu Gelesen im ersten Halbjahr 2013

  1. Michael Kolkmann schreibt:

    Die Sleepwalkers gibt es im Herbst auch in deutscher Übersetzung.

  2. Pingback: In Kurzform – No.1 | Last Appointment

  3. Pingback: Ernst Jünger. Ein Jahrhundertleben. Die Biographie | notizhefte

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