Angeregt durch einen Beitrag im empfehlenswerten Blog Kritikkultur unter dem schönen Titel „Ihr müßt mehr retweeten!“ habe ich mir Gedanken über die Vernetzung im Netz gemacht. Als Claus diese Aufforderung bei Twitter ein paar Tage im Spiel hielt, entspann sich eine Diskussion darüber, ob und wann retweeten mehr bedeute als einen bloßen Hinweis, nämlich auch eine Unterstützung beinhalte. Damals wie heute bin ich der Meinung, man könne zwischen einem passiven und einem aktiven Retweet unterscheiden, wobei letzterer durch den beigefügten Kommentar eine positive wie negative Wertung enthalten kann.
Blogbeiträge zum Für und Wider des Retweeten gab es dann auch: auf dem lilablog, auf hildwin.de und bei przeporkia.de.
Richtig und wichtig finde ich es aber auch, wie ebenfalls Claus es mit der #BlogKritik vorgemacht hat, sich nicht nur als stiller Konsument durch das Netz zu bewegen, sondern auch gelegentlich wie ein Scout das #Neuland zu erkunden und anderen davon zu erzählen. So kann jeder ein paar Fäden ins Netz einweben und zum Entstehen neuer Verbindungen beitragen.
So ist das Twittern über das Bloggen ebenso wie das Retweeten ein gutes Mittel, um den Followern etwas mitzugeben, was diese sonst vielleicht übersehen hätten, oder sie an etwas zu erinnern, das ansonsten von der Flut der Neuigkeiten fortgespült und deshalb vergessen worden wäre.
Besonders gut an Twitter gefällt mir darüberhinaus, daß ich darüber in kürzerer Zeit mit mehr Menschen in Kontakt getreten bin und diese dann auch persönlich kennengelernt habe, als dies bei Facebook der Fall war. Und dann bleibt Vernetzung auch kein rein virtueller Begriff. Selbst einer Laufgruppe habe ich mich auf Initiative von @LudwigR über Twitter angeschlossen, in der wir nicht nur qua App die individuellen Laufleistungen vergleichen, sondern auch in Form des #SynchronRuns echte Wettkämpfe laufen.
Finde Deine Überlegungen ja nicht nur wegen der hübschen Metapher von den Fäden im Netz sehr gut:
Die Unterscheidung zwischen aktiv und passiv ist natürlich überzeugend. Aber da ein Germanist insbesondere die hermetischen Äußerungen schätzt (wo der Jurist bemüht sein muss, Klarheit herzustellen :), interessiere ich mich für die Frage, inwieweit unkommentierendes Retweeten eigentlich auch eine Position markiert.
Meistens ist sie affirmativ, das ist klar. Ich retweete, weil ich eine Nachricht etc. im weiteren Sine gut und/oder wichtig finde. Aber hinzu kommen selbstredend polemische Retweets. Und die sind natürlich viel spannender – denn sie setzen ein einigermaßen differenziertes Medienverhalten voraus, weil man ein Mindestmaß an hermeneutischer und sozialer Kompetenz mitbringen muss und Kenntnis des Senders bzw. eine Mindestvertrautheit z.B. mit seinem sonstigen Tweetverhalten.
Weniger akademisch formuliert heißt das: Vollpfosten und Ironieverweigerer dominieren das Netz.
Und damit bin ich bei meiner Frage/Idee: Was Claus geschrieben hat, was Deine Zustimmung findet (Stichwort Fäden), ist alles richtig. Aber es geht m.E. nicht nur um das Vertrautmachen an sich, sondern auch darum, das Netz liebenswerter und lebendiger zu machen (vielleicht sogar intelligenter). Also eben nicht alles den Vollpfosten zu überlassen. Claus selbst ist ja ein leuchtendes Beispiel, wie man politisch twittern kann, ohne sich zu verbiegen, und dabei auch noch im besten Sinne unterhalten kann. Aber er ist eine Ausnahme.
Siehst Du jenseits der Option, selbst mitzumachen und sein je Bestes zu geben, Möglichkeiten wie das passieren kann? Gerade auch, wenn man primär Bürger ist und nicht zunächst Parteigänger oder -soldat?
Das ist schwer zu sagen. Der schlichte Konsum ist zwar über Klickzahlen erfaßbar, aber ja wohl kaum als Unterstützung zu werten. Darüber muß ich noch nachdenken.
Hallo Kai,
vielen Dank für das Lob! Und auch vielen Dank für den gesamten Kommentar hier. Frage: Bloggst Du auch selbst? Wenn noch nicht, wäre dein Kommentar hier nämlich ein guter Auftakt 🙂
Gruß!
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