Inge Herold, Turner auf Reisen, 1997, 133 Seiten

Inge Herold, Turner auf Reisen
Joseph Mallord William Turner (1775-1851) lebte in einer prägenden Epoche, seine Lebensspanne fällt komplett in die „Sattelzeit“, jene vielbeschworene Übergangsphase von der Frühen Neuzeit in die Moderne. Seine Kunst legt Zeugnis ab von jenem Wandel, an dem er selbst, als Beobachter und Reisender, teilhatte.
Bereits als junger Mann ist Turner regelmäßig gereist, zunächst innerhalb der britischen Inseln, dann, ab 1802 immer wieder auf dem europäischen Festland. Die politischen Verhältnisse seiner Zeit, zunächst die Französische Revolution und danach die napoleonischen Kriege, schränkten Turners Bewegungsradius anfangs ein. Nach 1815 profitierte er dann von den Modernisierungsleistungen des Imperators, der Verkehrswege hatte ausbauen lassen, und insgesamt wichtige Weichenstellungen hin zur Moderne angestoßen hatte.
Das Buch verbindet Informationen über die zahlreichen Reisen auf den britischen Inseln und über den Kontinent mit Erläuterungen zu den politischen Rahmenbedingungen und den technischen Problemen des Reisens. Zahlreiche, überwiegend farbige Reproduktionen illustrieren den Band. Turner malte klassische Orte, Bauwerke und Ansichten, lieferte also einerseits das, was das traditionelle Reisepublikum erwartete. Andererseits überraschte er durch ungewohnter Blickwinkel, die selbst bekannte Szenerien ganz neu erscheinen ließen. Außerdem dramatisierte es Ansichten durch kühne Ausschnitte, intensive Wetterdarstellungen und Verdichtung mehrerer Eindrücke. Er kombinierte Dramatik mit Dynamik und zauberte mit dem Licht.
Mir gefällt an dem Buch besonders die Verbindung von kunstgeschichtlicher Perspektive mit allgemein historischer Darstellung.