Saving Freud

Andrew Nagorski, Saving Freud. A life in Vienna and an escape to freedom in London, London: Icon, 2022, 356 Seiten.

Andrew Nagorski, Saving Freud | Foto: nw2023

In zwölf Kapiteln begleiten wir Sigmund Freud durch sein Leben und erfahren dabei am Rande etwas über das geistige und politische Klima in Wien zwischen 1873 und 1938, als Freud sein Studium aufnimmt und schließlich, sechzig Jahre später, über Frankreich nach England flieht.

Nagorski gibt Einblicke in das Familienleben Freuds und seine Arbeit, erzählt von den Verbindungen, die er zu anderen Menschen unterhielt – ob in persönlichen Begegnungen oder durch seine umfangreiche Korrespondenz -, und berichtet von wissenschaftlichen Kontroversen. Trotz zahlreicher Details empfand ich die Person Freuds recht entrückt, unklar blieb bis zuletzt, ob dies an der Darstellung durch Nagorski oder an der mehrmals erwähnten Reserviertheit des Mannes selbst lag.

Anders als der Titel des Buches erwarten läßt, steht die „Rettung“ des Erfinders der Psychoanalyse nicht im Zentrum des Buches, das sein Leben erzählt und dann am Ende eher knapp auch über die Organisation der Ausreise durch eine Gruppe einflußreicher Freunde und Verehrer sowie einen involvierten Nationalsozialisten berichtet. Die Erzählung schließt mit den letzten Monaten, die Freud in London vergönnt sind.

Das Buch ist gut und flüssig geschrieben, verfügt über einen knappen Anmerkungsapparat, ein informatives Literaturverzeichnis und ein hilfreiches Register. In einem kurzen Nachwort skizziert Nagorski das weitere Schicksal von Anna Freud und anderen Unterstützern Freuds.

Besonders interessant fand ich die Passagen, in denen das geistige Klima in Wien geschildert wurde. Die Phasen der Kaiserzeit, der Republik, von deren Ende und nach dem Anschluß Österreichs bieten viel Anschauungsmaterial und Informationen.

Für Interessierte durchaus zu empfehlen, aber kein Must-read!

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