Cees Nooteboom, Venedig – Fluide Stadt, 2017: Edition 5plus. Es ist wieder eines dieser kleinen Bücher, die Bücherfreunden große Freude bereiten: ein bekannter Autor, ein interessanter, neuer Text, ein schön gestaltetes Buch, farblich ansprechend, gediegen verarbeitet, schön gedruckt.

Cees Nooteboom, Venedig – Fluide Stadt | Foto: nw2017
Ein naßkalter Winterabend in Berlin-Dahlem, gut zwanzig Minuten bis zum nächsten Termin – nahezu zwangsläufig betrete ich Schleichers Buchhandlung. Langsam betrachte ich die Büchertische, nehme prüfend da und dort ein Buch in die Hand, schaue auf Umschlag- und Klappentexte, blättere ein wenig herum: Romane, Biographien, Zeitgeschichte, Exil. Als ich mit dem schließlich ausgesuchten Buch zur Kasse gehe, fällt mein Blick auf den flachen Stapel, Augenmensch, der ich bin, werde ich sofort von der Suggestivkraft des Einbands angezogen.
„Dieses Buch bitte und auch hiervon eines,“ sage ich gleichsam automatisch. Auf der Heimfahrt, nach meinem Termin, fange ich gleich an, darin zu lesen. Gut fünfzig Seiten umfaßt der – von Helga von Beuningen übersetzte – Text, Fotos von Nootebooms Gefährtin Simone Sassen illustrieren ihn unaufdringlich und hilfreich zugleich.
Ich bin es gewohnt, in anderer Leute Häuser zu wohnen. (S. 13)
Geschichte und Menschen Venedigs, Wasser und Schiffe, Kirchen und Touristen – Nooteboom spricht über Nähe, die sich allmählich einstellt und sich dabei der bestehenbleibenden Distanz bewußt ist. Er modelliert Eindrücke aus Wörtern über der Grundmelodie des Wellengangs; auch die erzählenden Passagen behalten diesen Rhythmus bei. Bei alle Leichtigkeit und Angenehmheit ist dies ein lebenskluger Text, lehrreich, voller Geschichten.
Je älter Bücher werden, umso weniger leicht gehen sie unter. (S. 53)
Venedig erscheint bei Nooteboom als die Stadt der einen und der anderen, der wenigen und der vielen, als die Stadt der Fremden und als die fremde Stadt.
Eine Stadt wie ein geballtes Universum ist ihre eigene Variante von Klaustrophobie, ein umschlossenes Territorium, das gleichzeitig doch mit der Welt verbunden ist. (S. 67)
Wie schrieb Noteboom (ich weiß leider nicht mehr, wo): „Reisen ist Flüchtigkeit, und das liebe ich, jeder Abschied ist eine natürliche Vorbereitung, man soll sich nicht binden, so ist es nicht vom Schicksal bestimmt.“
Schön ausgedrückt!
Wunderschöne Würdigung. Nooteboom ist für mich einer der besten Autoren zurzeit.
Ich würde Deinen Text gerne auf litblogkoeb.de erbloggen.
Es freut mich, daß Dir mein Beitrag gefällt. Ein Reblog fände ich sehr freundlich.
schon geschehen 😉
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